Mamalarky – „Mamalarky“ (Rezension)

Bild des Albumcovers der selbstbetitelten Debüt-LP von Mamalarky

Mamalarky – „Mamalarky“ (Fire Talk)

7,9

Führende Virolog*innen und Wetterfrösche sind sich einig: Dieser Winter wird schrecklich und kalt. Zeit für Musik, die das Gemüt erwärmt. Zeit für Mamalarky. Das in Atlanta wohnhafte Quartett spielt Songs, die zum aufheizenden Herumzappeln animieren und sich dennoch wie eine muckelige Decke anfühlen. Ihr nun erscheinendes, selbstbetiteltes Debüt ist ein ideales Antidot für die dunkle, entbehrungsreiche Jahreszeit.

In den zehn Stücken kombinieren Sängerin und Gitarristin Livvy Bennett, Keyboarder Michael Hunter, Bassistin Noor Khan und Schlagzeuger Dylan Hill viele zeitgenössische musikalische Heizstrahler. Der Opener „Fury“ poltert so wundervoll ungestüm in fünf Richtungen gleichzeitig wie der Weird-Rock von Deerhoof. Die Gitarren und Orgeln fuzzen fleißig vor sich hin. Die mit spürbarer Lebensfreude geschlagenen Drums reißen den Puls hoch. Währenddessen fungiert Bennetts Stimme als Ruhepol, der mit viel Lässigkeit das liebevolle Chaos zusammenhält. Im Kontrast dazu steht das nachfolgende „You Made Me Smile“, das mit konstant tighter Push-und-Pull-Rhythmik und gemütlichen Harmonien wirkt, als würden Khruangbin die Backingband von Faye Webster stellen.

Zehn zappelige Indie-Rock-Wundertüten

Apropos Push-und-Pull: Dieses abwechselnde Drücken und Ziehen halten Mamalarky auf dem gesamten Album aufrecht. Auf den Indie-Zirkus „Schism Trek“ folgt die tiefenentspannte Synth-Ballade „Cosine“. Auf den hibbeligen Garage-Rock-Trip „Big Trouble“ folgt der knisternd groovende Avant-Soul-Exkurs „Hero“. Eine instrumentale Gaga-Funk-Interlude, sarkastisch „Singalong“ betitelt, geht über in das unfassbar eingängige „Drug Store Model“.

Nicht jedes dieser Manöver funktioniert einwandfrei. Manch ein Übergang ist etwas ruppig, während einige Songs gerne ein bisschen mehr atmen könnten. Mamalarky stopfen ihre Songs voll mit Ideen – dass da ein paar nicht ganz aufgehen, ist Teil des Charmes. Diese Musik ist von vorne bis hinten voll mit Überraschungen. Und vor allem eins: warm. So wunderbar warm.

Veröffentlichung: 20. November 2020
Label: Fire Talk

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