The Mountain Goats – „In League With Dragons“ (Rezension)

Von Matea Buzuk, 25. April 2019

Cover des Albums „In League With Dragons“ von The Mountain Goats

The Mountain Goats – „In League With Dragons“ (Merge Records)

8,0

In den ausklingenden 2010er-Jahren, in denen sich viele Popstars politisieren, scheint es etwas ungewöhnlich, dem Eskapismus zu frönen. Die US-Band The Mountain Goats tut genau dies und lädt ihre ZuhörerInnen nach Riversend ein – eine beschauliche Küstengemeinde, die von einem wohlwollenden Zauberer regiert wird, der die BewohnerInnen vor einer feindlichen Invasion beschützen will.

Ursprünglich arbeitete John Darnielle, das einzig konstante Bandmitglied, an einer von Pen-&-Paper-Rollenspielen wie „Dungeons & Dragons“ inspirierten Rockoper. Da er aber zwischendurch immer wieder Noir-Fiction-artige Visionen hatte, entschied er sich, beides zu vermengen. Und so entstand das bislang einzige Album, welches das Genre „Dragon Noir“ bedient: „In League With Dragons“.

Rockoper trifft Rollenspiel

Von der fiktiven Gemeinde Riversend handelt etwa die Hälfte der insgesamt zwölf Songs auf dem Album. Auch wenn man das Thema kitschig finden kann, so muss man Hauptsongwriter Darnielle eines lassen: Er versteht es, den Pathos, den es braucht, um Leute in eine Fantasy-Welt eintauchen zu lassen, sowohl instrumental als auch lyrisch perfekt zu reproduzieren. So wird etwa „Clemency For The Wizard King“ aus der Perspektive der Untertanen des Zauberers erzählt, die gekommen sind, um ihn aus der Gefangenschaft zu befreien. Und wenn Darnielle singt „We who have seen the kindness of the cracks of his face / We who will die if we must in this place“, und dazu eine hoffnungsvolle Gitarrenmelodie spielt, dann ist man als ZuhörerIn richtiggehend ergriffen von der Treue der Riversender und hofft, dass die Befreiungsaktion gelingen möge.

Mehr der Noir-Ästhetik verpflichtet, ist „Passaic 1975“. Ein berührender Song, der davon handelt, wie Ozzy Osbourne, der „Prince Of Darkness“, mit seinen Drogenproblemen kämpft. John Darnielle deutete im Vorfeld der Veröffentlichung gar an, dass Osbourne eine große Inspiration für das Album war: „Alte Zauberer und alte Sportler haben viel gemeinsam. Einst waren sie magische Helden, die alles schaffen konnten. Aber sie haben ihre Körper geopfert – so verhält es sich auch mit Zauberern. Auf dieser Platte befinden sich drei ehemalige Zauberer aus der realen Welt: Der Baseballspieler Doc Gooden, Ozzy Osbourne, der mein persönlicher Totem-Zauberer ist, und der Typ aus „Waylon Jennings Live!“.“ Besungen wird im gleichnamigen düsteren Countrysong ein Waffenhändler, der sich in Iowa ein Konzert des US-Country-Musikers Waylon Jennings anschaut, bevor er anschließend über die mexikanische Grenze fährt.

Allein für den Weirdness-Faktor seines Konzepts bekommt „In League With Dragons“ einen großen Bonus. Wenn man dann noch hört, dass auch die Umsetzung gelungen ist und John Darnielles Songwriting auch auf dem 17. Album (!) von The Mountain Goats einfühlsam und ausdrucksstark wie eh und je ist, dann kann man vor der „partiellen Rockoper“, wie er sie nennt, eigentlich nur den Hut ziehen.

Veröffentlichung: 26. April 2019
Label: Merge Records

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