Various Artists – „Like Someone I Know: A Celebration Of Margo Guryan“ (Sub Pop Records)
7,0
Mit „Like Someone I Know – A Celebration Of Margo Guryan“ liegt ein merkwürdiges Konzept für einen Tribute-Sampler vor. Zwölf Titel feiern eine Künstlerin, die seit jeher ihre Stücke für andere Musiker*innen geschrieben und im Regelfall nicht selbst dargeboten hat. Die 1937 in New York geborene Jazz-Musikerin Margo Guryan wechselte während des zweiten Jahres ihrer Ausbildung in die Kompositionsklasse – um Live-Auftritte zu vermeiden. So sangen unter anderem bereits Chris Connor, Jackie DeShannon und Mama Cass ihre Lieder, während die Stimme von Margo Guryan ungehört blieb.
Nach dem Erscheinen des Beach-Boys-Albums „Pet Sounds“ veränderte sich auch Guryans Kompositionsstil und sie wandte sich vermehrt dem Pop zu. Der erste durch die Beach Boys inspirierte Song „Think Of Rain“ wurde im Jahr 1967 gleich fünf Mal von anderen Interpret*innen aufgenommen.
Dann aber erschien 1968 doch noch das Studioalbum „Take A Picture“, in welchem Margo Guryan mit weicher Stimme und einer fünfköpfigen Band ihre eigenen von Jazz und Klassik beeinflussten Baroque-Pop-Stücke interpretierte. Der kommerzielle Erfolg blieb jedoch nach wie vor aus, da sich an Guryans Haltung zu Live-Auftritten nichts geändert hatte.
Wiederentdeckte Pop-Juwelen
Im November 2021 starb Margo Guryan im Alter von 84 Jahren. Für „Like Someone I Know – A Celebration Of Margo Guryan“ ließen sich nun zwölf Künstler*innen und Bands aus dem modernen Indie-Pop und Folk gewinnen, die die Stücke von Guryans einzigem Studioalbum neu aufgenommen haben.
Mit „Sun“ bietet Rahill ein modernes Folk-Stück, was sich – mit dem Einsatz der Shruti Box – auch indischen Einflüssen widmet, die auch schon in progressiven Musikgenres der 1970er populär waren. Mit Munya und Kainalus Version von „Don’t Go Away“ liegt das vermutlich poppigste und vom Folk entfernteste Stück des Tribute-Samplers vor, während vor allem die Interpretationen von Kate Bollinger („What Can I Give You“), Pearl & The Oysters („Think Of Rain“), und Bedouine And Sylvie („Can You Tell“) Margo Guryans Liebe zu „Pet Sounds“ wiedergeben. In dem titelgebenden „Someone I Know“ wird das, sich der Perkussion anschließende Piano des Originals (eine fast sechsminütige Pop-Nummer mit Funk-Einflüssen) durch Schichten von hallendem, choralem Gesang ersetzt.
Ein Anspieltipp lässt sich vor allem für den letzten Song des Samplers, „California Shake“, interpretiert von Namensvetterin Margo Price, aussprechen. Zwar liegt der Version kein besonders kreativer Umgang mit dem Original vor, aber sie steht exemplarisch für das, was der Sampler intendiert und auch schafft: Er macht Lust, sich auch darüber hinaus Margo Guryans Werk, ob nun von ihr selbst oder anderen Künstler*innen interpretiert, zu widmen – und zu zelebrieren.
Veröffentlichung: 8. November 2024
Label: Sub Pop Records