Stefan Ringer begibt sich in die Techno-Prähistorie (Foto: Patrick & Chenoa Daniels)
Auf den Namen „Soulflow“ hört eine neue EP des US-amerikanischen Producers Stefan Ringer. Irgendwie muss man die darauf enthaltene Musik wohl schon als „Techno“ bezeichnen. Allerdings könnte dieser Begriff auch leicht falsche Erwartungen wecken. Und das gerade eben deshalb, weil Ringers Sound mehr als nur knietief in der Geschichte der elektronischen Musik steckt. So rufen seine Tunes Erinnerungen an eine Zeit wach, als diese Art Musik im Entstehen begriffen war und noch keinen Namen hatte. Besonders in Orten wie Chicago und Detroit fielen die ersten erschwinglichen Synths auf fruchtbaren Boden. Der Musiker aus Atlanta knüpft an diese prähistorische Zeit an, bevor sich Chicago House, Detroit Techno oder auch Elektro herausdifferenzierten. An eine namenlose Musik, die mit Funk und Disco ebenso viel verband wie mit Punk, Dub und Avantgarde.
Wichtiger noch als das Instrumentarium waren für diese Periode eigentlich ihr Pioniergeist und das Machen-und-sehen-was-dabei-herauskommt. Wie in „Cleanse“ auf Ringers EP, das Afrobeat-Drums maschinell nachbaut, mit Jazz-Fusion- und Slow-Jam-Synths unterfüttert und später Breakbeat-House-Form annimmt. Noch schwerer klassifizierbar ist der hypnotisch-gedimmte Closer „Body Know“, atmosphärisch zwischen Kraftwerk und Derrick May. Bei allen Unterschieden verbindet ein gemeinsamer Flow diese beiden Stücke mit zwei straighteren Dancefloor-Nummern. Besonders unseren Track des Tages beschreibt der EP-Titel vortrefflich. Die Kickdrum bouncet sanft, die Klänge sind elektronisch und stolz, es zu sein. Aber ihre synkopierten Grooves sind funky, ihre Haltung ist vornehmes Understatement. Die gleiche selbstbewusste Zurückhaltung spricht aus den Gesangsspuren. Techno-Soul, auf den Moodymann stolz wäre.
Die EP „Soulflow“ von Stefan Ringer ist auf dem Label Black Acre erschienen. Ihr Titelstück ist heute unser Track des Tages. Hört und seht es Euch hier an: