Der fünfte Todestag von Bo Diddley

Bo Diddley / Photo by Masao Nakagami - Licensed under CC-BY-SA

Mit freundlicher Untertstützung von NAD.

Kinder in den 50er Jahren begannen plötzlich mit Körperteilen zu wackeln, mit denen sie vorher noch nie gewackelt hatten – das sorgte für Beunruhigung bei so manchen Eltern. Die Ursache: der unwiderstehliche Groove von Bo Diddley. Am 2. Juni 2008, heute vor 5 Jahren, starb Bo Diddley mit 79.

Geboren wurde Bo Diddley als Ellas Otha Bates am 30. Dezember 1928 in Mississippi. Wie so viele Schwarze aus dem ärmlichen Süden verschlug es auch ihn in den industriellen Norden – nach Chicago. In den frühen 50ern war Chicago das Zentrum des elektrischen Blues und fest in der Hand von Musikern wie Muddy Waters oder Howlin Wolf. Vorbilder für Bo Diddley, die ihm dabei halfen seine eigene musikalische Stimme zu finden.

I tried to play like Muddy Waters and it was too tough for me, I had to leave him alone. Then I tried a little Jimmy Reed – that didn’t work. And so I said: well, since I can’t do what they’re doing – I might as well figure out how to create my own thing, because there’s one Muddy Waters and that’s enough.

Ein Muddy Waters war genug, fand Bo Diddley, und entwickelte einen ganz eigenen Zugang zur E-Gitarre. Weniger technisch filigran, eher wie ein Schlagzeuger bediente er das Instrument: im Zentrum stand der hypnotische Beat, oft bestanden seine Songs von Anfang bis Ende aus nur einem Gitarren-Akkord.

Seine E-Gitarre: ein rechteckiges Brett. Weibliche Bandmitglieder: für die damalige Zeit – leider – sehr ungewöhnlich. Und dann auch noch 12 Jahre klassischer Geigenunterricht als musikalischer Hintergrund: Bo Diddley war in den 50ern gewissermaßen ein Exzentriker – und mit seiner unbändigen Energie und dem unermüdlich treibendem Rhythmus ein ganz wichtiger Initiator für den Rock’n’Roll.

Der berühmte Radio-DJ Alan Freed soll den Begriff Rock’n’Roll angeblich geprägt haben, um Bo Diddleys Musik zu beschreiben: „Here’s this man .. he’s gonna rock and roll you right outta your seats“ – dieser Typ, der „rockt“ und „rollt“ euch aus euren Sitzen. Und dennoch wurde Bo Diddley in der Rock’n’Roll-Geschichte lange Zeit übersehen. Dabei sind die Spuren die er hinterlassen hat eigentlich unüberhörbar.

Bands wie die Stooges, The Velvet Underground, The Who oder The Clash – von Elvis, Buddy Holly, den Beatles und den Rolling Stones ganz zu schweigen – in etlichen Aufnahmen kann man Bo Diddley entdecken. Sogar in Snoop Dogg’s „Drop It Like It’s Hot“. Bis ins neue Jahrtausend hinein ist der Bo-Diddley-Groove gereist. Und er wird auch in Zukunft hoffentlich nicht aufhören zu reisen – trotz Bo Diddleys Tod, heute vor fünf Jahren.

Einen Audiobeitrag von Oliver Stangl anlässlich des 5. Todestags von Bo Diddley könnt ihr morgen im ByteFM Magazin am Vormittag von 10 bis 12 Uhr, sowie im Magazin am Nachmittag zwischen 15 bis 17 Uhr hören – mit freundlicher Unterstützung von NAD.

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