Bryan Ferry (Foto: EMI)
Seit den frühen 80er-Jahren ist Bryan Ferry das Inbild von Eleganz und Dekadenz. Zehn Jahre zuvor war seine Band Roxy Music – zu Beginn noch mit Soundtüftler Brian Eno – eine avantgardistische Art-Pop-Band. Sie stellte Konventionen auf den Kopf und klang, wie nichts zuvor geklungen hatte. Und sah auch so aus: Paradiesvögel mit Federboas, übertriebener Elvis-Tolle, Tiger-Jacketts und Plateau-Sohlen. Im Laufe des Jahrzehnts wurden Musik und Image immer eleganter. Spätestens mit „Avalon” (1982), dem letzten Album der Band, war sie der Inbegriff der eleganten Popmusik. „Now the party’s over, I’m so tired“, die erste Zeile des Titelstücks des Albums, war programmatisch. Die Leere und Verlorenheit nach dem Fest, wenn die Gäste weg sind und die Musik aus ist: Das war die Stimmung des Albums und die Blaupause für die Solokarriere des Briten.
„You Can Dance” von Ferrys 2010er Album „Olympia” beginnt mit einer Zeile, die eine ähnliche Stimmung heraufbeschwört: „In a discoteque at dawn, is when it came to me”. Die gedankliche Klarheit, die eintritt, wenn die Nacht vorbei ist, aber der Tag noch nicht richtig angebrochen. Man trägt noch das Ausgehkostüm und fragt sich, wohin die Reise geht. Musikalisch basiert der Track auf einem Sample aus „True To Life” von „Avalon”. Das Video wärmt genussvoll sämtliche Ferry-Klischees auf: Die Party, die Models und mittendrin, aber nicht dabei, Bryan Ferry – müde, melancholisch, weltabgewandt.
Ferry, die Stilikone, die Verkörperung von Lässigkeit, Eleganz und Dekadenz wurde zum Vorbild der New Romantics wie Duran Duran, Spandau Ballet, Japan oder frühen Ultravox. Ferrys Platten nach dem Ende von Roxy Music konnten nur selten so überraschen wie seine liebevoll im Stile der 1930er aufgenommenen Standards auf „As Time Goes By” oder die im gleichen Stil inszenierten Lieder aus seinem eigenen Katalog auf „Bitter-Sweet”. Aber die Stimmung sitzt perfekt wie der Anzug.
Bryan Ferry wird am 26. September 75 Jahre alt. „You Can Dance“ ist heute unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an: