VIA – VUT Indie Awards 2021: Von der großartigen Unabhängigkeit

Foto der Künstlerin Sofia Portanet, die bei den VUT Indie Awards 2021 (VIA) in der Kategorie „Beste*r Newcomer*in“ ausgezeichnet wurde.

Wurde 2021 beim VIA als „Beste*r Newcomer*in“ ausgezeichnet: Sofia Portanet

„Die unabhängige Großartigkeit und die großartige Unabhängigkeit.“ Mit diesen Worten brachte Dr. Birte Wiemann, die Vorstandsvorsitzende des Verbands unabhängiger Musikunternehmer*innen, am Abend des 23. Septembers bei der Vergabe der VUT-Indie-Awards nicht nur das Credo des VUT, sondern auch den Leitsatz der Preisverleihung auf den Punkt. Der deutsche Musikmarkt besteht zu über 80 Prozent aus Acts, die außerhalb der etablierten Major-Labels agieren. Anstatt der finanziellen Deckung eines Großunternehmens können sich diese Künstler*innen auf ihre kreative Unabhängigkeit berufen – und genau für diese „silent majority“ setzt sich der VUT ein.

Diese Art der Unterstützung war selten so nötig wie jetzt, nach langen Monaten der pandemiebedingten Konzertpause. Live-Musik ist für Indie-Acts schließlich die verlässlichste Geldquelle. Hier kommen die VIAs ins Spiel: Der in sieben Kategorien verliehene und von einer 250-köpfigen Jury vergebene Preis ist nicht nur eine Anerkennung, sondern auch mit 10.000 Euro dotiert. Eine willkommene Starthilfe im langsam wieder hochfahrenden Live-Musik-Business. „Die Kultur ist wieder da und sie hat uns viel zu sagen“ – mit diesen hoffnungsvollen Worten leitete Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda den Abend im Schmidt Theater auf der Reeperbahn ein.

Unabhängige Großartigkeit

Der erste Award ist dementsprechend der eigentlich entscheidende: „Beste*r Newcomer*in“. Die Jahre 2020 und 2021 meinten es nicht gut mit aufstrebenden Künstler*innen, da kommt die mit dem Preis verbundene Finanzspritze genau richtig. Duchess-Box-Labelchef und Laudator Grant Box: „The BBC calls her Germany’s next international popstar. I call her Sofia Portanet!“ Die in Kiel geborene NDW-Revival-Künstlerin konnte sich gegen andere Newcomer*innen wie Sorry3000 oder Albertine Sarges durchsetzen – und kann mit dem VIA ein erfolgreiches Jahr krönen.

Der große Abräumer des Abends hieß Danger Dan. Der Rapper und Singer-Songwriter konnte nicht nur den Preis in der Kategorie „Bester Act“ abstauben. Sein mit seinen Antilopen-Gang-Bandkollegen frisch gegründetes Label Antilopen Geldwäsche gewann auch den Preis für das „Best New Music Business“. Grundstein für den doppelten Gewinn ist Danger Dans provokantes Klavieralbum „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, über das Thees Uhlmann in seiner süffisanten Laudatio proklamierte: „Bei den größten Platten gibt es immer ein davor und danach – bei Beethovens Neunter, bei Slayers ‚Reign In Blood’. Bei ‚Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt’ ist das genauso!“ Danger Dan selbst erinnerte sich an die Auszeichnung für die Antilopen Gang bei den 2015er VIAs – mit dem augenzwinkernden Vermerk, dass ihr Award am selben Abend noch gestohlen wurde.

Großartige Unabhängigkeit?

Das „Beste Album“ ging an The Notwists Comeback-LP „Vertigo Days“, während das Berliner Label City Slang zum besten Label gekürt wurde. Die Kategorie „Bestes Experiment“ gewann das Produzent*innen-Duo Dadabots & Portrait XO, das in seiner Arbeit „I’ll Marry You, Punk Come“ eine künstliche Intelligenz Songs für den Eurovision Song Contest komponieren ließen.

Ein Sonderpreis ging an drei Acts, bei denen das Label „Indie“ auf einige ganz sicher nicht mehr zutrifft: Sarah Lesch, Balbina und Peter Maffay. Die drei Künstler*innen wurden (gemeinsam mit dem nicht anwesenden Rocko Schamoni) für ihr Protest-Engagement gegen eine neue Urheberrechtsreform ausgezeichnet, die ermöglicht, dass 15 Sekunden eines jeden Songs kostenlos nutzbar sind. Eine interessante Klammer für die VUT Indie Awards, die zeigt, dass auch in der Welt der Major-Labels der Kampf um die künstlerische Unabhängigkeit Relevanz hat.

Hier gibt’s die gesamte Verleihung zum Nachschauen:

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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