Danger Mouse & Black Thought – „Cheat Codes“ (BMG)
Ist es möglich, den MC einer seit Jahrzehnten von Kritiker*innen und Publikum umjubelten HipHop-Band als „unterschätzt“ zu bezeichnen? Auf Tarik Luqmaan Trotter scheint dies zuzutreffen. Seit fast 30 Jahren ist der Rapper aus Philadelphia unter dem Namen Black Thought einer der Anführer von The Roots, die seit ihrem 1993er Debüt „Organix“ eine feste Instanz des Conscious-HipHop darstellen. Trotters Skills sind dabei stets ein wichtiger Teil des Erfolgs gewesen. Doch das Teamplay-Konzept hinter The Roots scheint Trotter eher als ein Teil eines großen Ganzen wirken zu lassen. Denn bei jedem „Beste-Rapper*innen-aller-Zeiten“-Diskurs findet man den Namen Black Thought, wenn überhaupt, recht weit hinten. Seltsam bei einer Diskografie, die Genre-Klassiker wie „Things Fall Apart“ (1999) beinhaltet.
Während The Roots seit einiger Zeit als Hausband der Latenight-Show von US-Spaßvogel Jimmy Fallon ziemlich beschäftigt zu sein scheinen (das letzte Album der Gruppe „…And Then You Shoot Your Cousin“ erschien 2014), lief Trotter in den vergangenen Jahren als Solokünstler zu ganz neuen Höchstformen auf. 2018 veröffentlichte er seine erste Solo-EP „Streams Of Thought, Vol. 1“. Der erste Teil einer Trilogie, die 2020 mit seinem Debütalbum „Streams Of Thought, Vol. 3“ abgeschlossen wurde. Diese Platten zeigten Black Thought als einen gleichzeitig altersweisen und jugendlich hungrigen Meister seines Fachs. Und nun, im August 2022, folgt der nächste Kraftbeweis: „Cheat Codes“, ein gemeinsames Album mit US-Produzent Brian Burton, besser bekannt unter dem Namen Danger Mouse.
Unterschätzter Meister
Es sind mittlerweile auch wieder einige Jahre ins Land gezogen, seitdem der mit einem Mashup von Jay-Zs „Black Album“ und The Beatles’ „White Album“ berühmt gewordene Burton irgendetwas mit HipHop zu tun hatte: Das letzte von ihm mitproduzierte Rap-Album war A$AP Rockys 2015er LP „At.Long.Last.ASAP“. „Cheat Codes“ zeigt, dass Danger Mouse das Beatschmieden keineswegs verlernt hat.
Das Duo Burton/Trotter ist jedenfalls ein „match made in heaven“: Seine nostalgisch knisternden Boombap-Loops sind eine verspielt-bouncende Grundlage, über die Black Thought seinen Stream Of Consciousness fließen lassen kann. Selbst die prominentesten Feature-Gäste wie Run The Jewels, Raekwon oder ein posthumer Auftritt von MF DOOM können nicht von Trotters Wortakrobatik ablenken. „This something for the shooters and back-and-forth commuters / Who never knew the difference in laws and jurisprudence / I feel as though it’s safe to assume that to the students“, ist nur eine von vielen schwindelerregenden Zeilen auf diesem Album. Black Thought muss niemandem irgendetwas beweisen. Schön, dass er es trotzdem tut.
Veröffentlichung: 12. August 2022
Label: BMG