VÖ: 14. November 2014
Web: ariel-pink.com
Label: 4AD
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Ariel Pinks durchgedrehte Liebenswürdigkeit, die er auch durch seine Musik transportiert, ist sagenhaft. Der „König der Pop-Perversion“, wie ihn der Pressetext so schön nennt, ist mal wieder zurück mit einem neuen Album. Es scheint, als wolle Ariel Pink mit jedem der 17 Songs vor allem eines sagen: „Ich trage diese Krone zurecht!“
„pom pom“ ist das erste Album von Ariel Pink ohne seine Begleitband Haunted Graffiti: „Obwohl es mein erstes Solo-Album ist, fühlt es sich nicht so an. Ich hatte unzählige Freunde im Studio, die bei den Songs mitgespielt haben“. Darunter ist auch der Kult-Produzent Kim Fowley, der eigentlich das komplette Album produzieren sollte. Eine Krebserkrankung machte dies letztendlich unmöglich. Die Tristesse im Krankenhaus vertreiben Ariel Pink und Kim Fowley mit Songwriting-Sessions am Krankenbett. So entsteht zum Beispiel die augenzwinkernde (Anti-)Ode an den amerikanischen Wackelpudding „Jell-O“.
Glitzernde, opulente, wahrlich „pom-pom-pöse“ Stücke machen das Album zu einem Juwel. Ariel Pinks Inspirationen scheinen endlos. Man nehme die Extravaganz eines Freddie Mercury und die epische Gesangsdarbietung eines Holly Johnson, mische sie mit der Energie der Beatles und verleihe dem Ganzen eine gehörige Prise West-Coast-Lässigkeit à la Beach Boys. Fertig ist das musikalische Wunderwerk.
„Nude Beach A Go-Go“ ist so ein Retro-Surfpop-Stück, das direkt aus dem Jahr 1965 zu kommen scheint. Dieses wurde von Ariel Pink übrigens auch für das jüngst erschienene Debütalbum der New Yorker Rapperin Azealia Banks geschrieben: Es ist dort allerdings in einer deutlich glattgebügelten Variante zu hören.
Der musikalische Einfluss der 80er-Jahre offenbart sich in atmosphärischen Songs wie „Lipstick“: Da dürfen sogar die stereotypischen Panflöten pfeifen. Verglichen mit den ersten Alben von Ariel Pink kommt das einer Revolution gleich: Durch heimische Eigenproduktion war seine Musik von einem starken Lo-Fi-Sound gezeichnet. „pom pom“ dagegen spielt alle Vorteile einer digitalen Musikproduktion aus: „Four Shadows“ ist ein schwerer Synthpop-Walzer, auf dem Ariel Pink beeindruckende Vocals ins Zentrum rückt. Am eindrücklichsten ist aber „Picture Me Gone“: Die hymnenhafte Ballade ist von einer unfassbaren Erhabenheit durchtränkt.
Aby Warburg, ein Kunsthistoriker aus Hamburg, entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff der Pathosformeln: Damit bezeichnete er stringente Darstellungsformen von Gestik und Mimik, die universale Gültigkeit besitzen und bestimmte Gefühlsregungen zeigen. Es bietet sich geradezu an, diesen Begriff auch auf die Musikgeschichte zu übertragen. Dann nämlich lebt Ariel Pinks „pom pom“ von musikalischen Pathosformeln: Arrangements und Melodien, die genauso gut vor 30 Jahren funktioniert hätten, werden in einen zeitgenössischen Kontext gehoben, ohne etwas von ihrer Ausstrahlung und Wirkung einzubüßen. So was kann eben nur ein „König der Pop-Perversion“.
Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Ariel Pink“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.