Anderson .Paak – „Malibu“ (Rezension)

Von Luise Vörkel, 26. Januar 2016

Cover des Albums Malibu von Anderson .PaakAnderson .Paak – „Malibu“ (Steel Wool Entertainment)

8,0

Halb vor dem Fernseher, halb im Gospelchor aufgewachsen, während der Vater im Gefängnis und die Mutter vor Spielautomaten saß. Geld auf der Hanfplantage verdient, als die noch nicht legal waren, auf der Straße gelandet, und dann von der alternativen HipHop-Crew Sa-Ra aufgelesen. Dort heuerte Brandon Paak Anderson alias Anderson .Paak 2011 als Mädchen für alles an, unter anderem für Kamera und Produktion, werkelte nebenher an zwei Alben unter dem Namen Breezy Lovejoy und machte sich an der West Coast der USA einen Namen. Auch Dr. Dre wurde auf den Rapper, Sänger und Musiker aufmerksam – Anderson ist auf sechs Songs von Dr. Dres Album „Compton“ zu hören, neben Rappern wie Ice Cube und Kendrick Lamar.

Vergleiche mit Lamar hat sich Anderson .Paak schon einige eingeholt. Mag daran liegen, dass seine Stimme und Instrumentals im Vergleich mit der Masse an aktuellem R&B angenehm wenig künstlich aufgeblasen daherkommen. Auf „Malibu“ kann man hören, dass es Raum zwischen allen Klangquellen gibt. Wenn Auto-Tune oder polierende Effekte eingesetzt werden, dann in einem Maße, das nicht zukleistert. Und die Texte handeln auch nicht durchweg von glänzenden Karren, blöden „bitches“ oder „good girls“, die sich schockierenderweise nicht mehr im Sinne des Sängers benehmen, seit der die Stadt verlassen hat.

In der Tradition von Soul und HipHop besingt Anderson .Paak auf „Malibu“ seine Biografie, die Geschichte vom Weg weg vom Fernseher und rein ins Studio. Zum Beispiel zum sinnlichen, jazzigen Soul vom Opener „The Bird“, garniert mit ein paar affirmierenden „Mhms“. Und mit energischen Raps zu pluckernden Beats im letzten Stück „The Dreamer“, bei dem nicht nur Talib Kweli mitmacht, sondern auch ein Gospelchor die großen Gefühle beisteuert. Dazwischen fließende Glissandi am Klavier, ein warmer Bass, gute Vibes in einem fort. Andersons Stimme funktioniert in vielen Gewändern gut: neben Schoolboy Q im Space-Disco-Track „Am I Wrong“ zu unverwechselbaren Madlib-Beats im genüsslich groovenden „The Waters“.

Auf „Malibu“ wechselt Anderson .Paak über 16 Tracks immer wieder subtil die Klangfarbe. Was alle verbindet, ist eine sehr ehrlich rüberkommende Portion Soul, und der entspannte Flow in der leicht angerauten Stimme, die immer wieder geschickt von lässigen Raps zu emotional-geladenem Gesang wechselt.

Label: Steel Wool Entertainment

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