Rodrigo Amarante – „Drama“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Drama“ von Rodrigo Amarante, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Rodrigo Amarante – „Drama“ (Polyvinyl)

Rodrigo Amarante ist, nach allen Maßstäben, ein sehr erfolgreicher Musiker. Der Brasilianer ist seit fast einem Vierteljahrhundert im Musikbusiness aktiv. In seiner Heimat ist er ein gefeierter Indie-Musiker, ob mit seiner Rockband Los Hermanos, als Mitglied des Big-Band-Projekts Orquestra Imperial oder als Solokünstler. Spätestens als Teil der Supergroup Little Joy, gegründet mit The-Strokes-Drummer Fab Moretti und der brasilianischen Künstlerin Binki Shapiro, konnte er auch die US-amerikanische Indie-Blogosphäre erreichen. Zusätzlich ist er vielbeschäftigter Gast-Mucker, der bereits mit einer illustren Runde an Künstler*innen zusammengearbeitet hat, von Devendra Banhart über Nation Of Language bis hin zu Kesha.

Hierzulande kennt man Amarante jedoch größtenteils nur wegen eines einminütigen Sound-Schnipsels: „Tuyo“, dem Titelsong der Erfolgsserie „Narcos“. Im Zeitalter des „Skip-Intro“-Buttons (popularisiert von den „Narcos“-Produzenten Netflix) hält sich Amarantes Popularität im deutschsprachigen Raum dementsprechend in Grenzen. Ein Umstand, der sich mit der Veröffentlichung seines zweiten Soloalbums vielleicht ändern könnte. Oder zumindest sollte.

Psych-Pop-Soundtrack für den Sommer

Der Titeltrack eröffnet das Album mit warmen Streicherklängen, entgegen dem Albumtitel mehr melancholisch als melodramatisch. Diese Wärme zieht sich von vorne bis hinten durch „Drama“: Die Single „Mare“ ist eine moderne Variation auf Tropicália, eine Pop-Spielart aus den brasilianischen 60er- und 70er-Jahren – mit einer gefühlten Temperatur von angenehmen 26 Grad Celsius. Der Tropicália-Verweis ist kein Wunder – schließlich arbeitete Amarante bereits in der Vergangenheit mit Genre-Vater Gilberto Gil zusammen. Der folgende „Tango“ hat nicht viel mit dem titelgebenden Tanz zu tun. Stattdessen handelt es sich um verspielten Psychedelic-Pop, mit gemütlich plätschernden E-Gitarren und verhallten Bläser-Fanfaren.

Auch im weiteren Verlauf von „Drama“ wird elegant zwischen Psychedelia und brasilianischer Popkultur (Música Popular Brasileira) balanciert. Amarante spielt verstrahlte Bossa Nova und Samba für den Salzwasser-Tank. Die Polyrhythmik, die jeden dieser Songs auszeichnet, sorgt für eine allgemeine Spannung, die Amarante mit lieblichen Melodien und dem Trommelfell schmeichelnden Gesang auflöst. Die Wörter mögen auf Portugiesisch sein, doch die musikalische Sprache ist universell. „Drama“ ist ein meisterhaftes, psychedelisches Pop-Album, das in einer gerechten Welt diesen Sommer in jedem Wohnzimmer aufgelegt werden sollte.

Veröffentlichung: 16. Juli 2021
Label: Polyvinyl

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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