Deerhoof – „The Magic“ (Rezension)

Cover des Albums The Magic von DeerhoofDeerhoof – „The Magic“ (Altin Village & Mine)

8,0

„My life is adventure!“, findet Satomi Matsuzaki, die Sängerin und Bassistin von Deerhoof. Seit sie sich vor etwas mehr als 20 Jahren in San Francisco verlief und schließlich an einer dunklen Straßenecke auf ihre künftigen Bandmitglieder traf, hat sich die Langeweile aus ihrem Leben verabschiedet.

Die Musik von Deerhoof ist immer ein Pastiche aus wechselfreudigen Stimmungen und Rhythmen. Übermütiger Gesang und schwankende Lo-Fi-Gitarren sind das Markenzeichen der Band. Dass die Vier sich nicht nur gut verstehen, wenn es ums Musikmachen geht, hört man jeder ihrer Platten an. Die sprudeln geradezu über vor Spaß am Experimentieren und guter Laune. Auch „The Magic“ bildet da keine Ausnahme.

In nur 40 Minuten bahnen sich Deerhoof den Weg durch 15 Songs – taumeln, hüpfen, preschen nach vorne. Und teilen dabei verfremdete Erinnerungen an unterschiedlichste Genres aus, darunter Hair Metal und rauen Ostküsten-Garage-Punk. Der Opener „The Devil And His Anarchic Surrealist Retinue“ springt mit erbarmungslosen Surf-Gitarren von Null auf 100 und lässt sich schließlich von Matsuzakis Gesang in ruhigere Bahnen leiten. Die Songs „That Ain’t No Life For Me“ und „Plastic Thrills“ klingen so, als wären sie der B-Seite irgendeiner New Yorker Punk-Platte aus den späten 70ern entnommen. Rasant und schmutzig ist ihr Tenor.

Zwischen Krach und dissonantem Gefrickel tauchen auch sanftere Songskizzen auf, wie das naive „Patrasche Come Back“ und „I Don’t Want To Set The World On Fire“, was wie eine dystopische Version eines Doo-Wop-Songs klingt. Man meint, Satomi Matsuzaki muss das Lachen unterdrücken, wenn sie schräg „I just want to be the one you love“ singt.

So wandert „The Magic“ zwischen Unbeständigkeit und Wucht. Deerhoof wissen, wie man mit aufgedrehtem Verstärker und hartem Anschlag die Leute umhauen kann. Sie machen sich einen Spaß daraus, diese Rock-Formel anzuwenden und immer wieder aufzubrechen.

Label: Altin Village & Mine

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Skinny Pelembe – „Hardly The Same Snake“ (Rezension)
    Auf seinem zweiten Album „Hardly The Same Snake“ hat Skinny Pelembe seine Stimme in einem Gemenge von musikalischen Genres gefunden....
  • PJ Harvey – „The Hope Six Demolition Project“ (Album der Woche)
    Textlich trocken, musikalisch dramatisch - das ist „The Hope Six Demolition Project“, das neunte Album von PJ Harvey. Trostlose Impressionen aus Afghanistan, dem Kosovo und den USA packt Harvey in aufwühlende Rock-Arrangements und spickt diese mit Blues, Gospel und Spirituals....
  • Cover des Albums Views von Drake
    Das neue Album von Drake klingt laut eigener Aussage so, wie er sich gerade fühlt. Es muss einsam sein im Drake-Land. Doch er leidet für uns alle. Sein neues Album „Views“ zementiert seine Stellung nicht an der Spitze eines Genres, sondern als ein eigenes Genre....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert