John Maus – „We Must Become the Pitiless Censors of Ourselves“ (Upset The Rhythm)
Unser Album der Woche kommt diesmal von einem auf der Insel Hawaii lebenden Doktor der Politikwissenschaften in spe, mit dem schönen Namen John Maus. Dieser ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, stammt er doch aus dem musikalischen Umfeld von Animal Collective sowie Ariel Pink’s Haunted Graffiti. Für beide war er als Keyboarder, Livemusiker und Mitkomponist tätig. Seine eigenen Konzerte gelten als legendäre Erlebnisse und ähneln eher einer Art grotesk drängelnder Karaokeshow, mit einem von der eigenen Musik besessenen und ekstatischen Künstler.
Ein Sohn der 80er Jahre ist der aus Austin, Minnesota, stammende John Maus, das hört man in seinen Lo-Fi-Produktionen immer wieder. Meistens bauen sich die Lieder nach dem gleichen Prinzip zusammen, der einfach gehaltene Rhythmus eines alten Drumcomputers, einer wabbelig tanzenden Basslinie, die so ein leichtes Schwebegefühl zusammenhält. Im Mittelfeld viele von spitz bis sahnige Synthesizermelodien und über all dem ein dunkler, mit viel Hall beschmiert leidender Gesang; meistens tief, eine Art pop-synthetischer Bariton. Das miese, oder sagen wir lieber lo-fiige, Gewand steht dem Ganzen ziemlich gut und man denkt im ersten Moment nicht daran, dass es sich hierbei um aktuelle Aufnahmen handelt. Dieser Stil der Produktion erlebt seit Jahren eine Rückkehr in die Herzen der Hörer. Bei Musikern sind alte Kassettenrekorder wieder genauso gefragt wie z.B. verstimmte Synthesizer. Das Schwingen und die Haare alter Aufnahmen zu rekonstruieren sind eher eine Königsdiziplin als Unwissenheit oder Verweigerung gegenüber Technik.
Das kann dann, wie auch auf dem neuen Album von John Maus, ziemlich antiquiert klingen, aber auf wunderbare Weise auch wieder neu und originell. Organisch. Danach sehnen sich die Musiker und die Hörer in einer digitalen Welt. Dieses Album wird sicherlich wieder einmal nicht die großen Massen erreichen, oder sich verkaufen, aber für ein aufgeschlossenes Publikum und unsere Redaktion könnte es eine weitere kleine Offenbarung sein.
Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.
Jeden Tag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 15 und 17 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Abend, montags bis freitags ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland – der Sendung mit den neuen Platten.
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