Messer – „Jalousie“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 15. August 2016

Cover des Albums Jalousie von MesserMesser – „Jalousie“ (Trocadero)

Veröffentlichung: 19. August 2016
Web: gruppemesser.blogspot.de
Label: Trocadero

Wie ein Schwelbrand manifestiert sich „Jalousie“, das dritte Album von Messer. Dass hier vieles im Verborgenen passiert, offenbaren die ersten dunklen Orgeltöne. Und ehe es zu „Jalousie“ kam, schwelte so einiges bei der Band, die sich einst in Münster gegründet hatte. Sowohl hinsichtlich Ort als auch Disziplin haben sich die Mitglieder mittlerweile verteilt. Malerei, Radio, Texte, andere Musikprojekte säumen ihren Weg. Und auch Messer als Ganzes haben sich andere Arten der Performance angeeignet. So setzten sie das Lebenswerk von Boris Vian, in den 1940er-Jahren aktiver Jazz-Trompeter und Surrealist, in einen Liederabend um und führten den unter anderem bei den Ruhrfestspielen auf. Auch den Tagebüchern von Romy Schneider nahm sich die Band vertonenderweise an.

Haben Messer in den letzten Jahren – was ihr Fach angeht – neue Wege betreten, so bleiben sie – was ihren Sound betrifft – beim Altbewährten. Die heulenden und ächzenden Gitarren des Post-Punk, drückende New-Wave-eske Bässe, dazu die beunruhigende, eiskalt-direkte Stimme von Hendrik Otremba: Messer malen mit „Jalousie“ wieder eine Kulisse, die an den Beton und das Neonlicht von Westdeutschland in den 80ern erinnert. Viel Atmen ist hier nicht: Mit wenigen ausschmückenden Worten und vielen Substantiven ziehen Messer in jedem Song eine neue Leinwand hoch.

Die Rollen davor spielen Minister, Agenten, Regen, das „Blut in deinem Mund“. Nicht von ungefähr kommt die „Jalousie“ auf das Cover und in den Titel des Albums. Sie ist eines der typischen Symbole des Film Noir, der im Halbdunkel spielt, in einem Muster aus Licht und Schatten, wie es Lamellen an der Wand erzeugen. Hier sind auch die elf neuen Lieder von Messer angesiedelt. Das melodische Unbehagen wird vor allem durch die Orgel, an der der Bassist Pogo McCartney steht, und die scharfzüngige Gitarre von Neuzugang Milek angefacht.

Messer stolpern im überhitzten Song „Detektive“ durch düstere Szenen, in „Meine Lust“ werfen sie sich in ein dissonant-rasantes Rhythmus-Geklüngel, durch das sich Sänger Otremba den Weg schreiend bahnt. Wesentlich kühlere, an Minimal Wave angelehnte Momente gibt es auf dem Album auch, etwa wenn die Drum Machine in „Die Hölle“ einen mechanischen Walzer spielt, oder beim Opener „So Sollte Es Sein“, wo sich Otremba auf ein schwermütiges Duett mit Stella Sommer von Die Heiterkeit einlässt.

„Jalousie“ ist eine düstere, aber energiegeladene Platte. Die Lieder klingen gefährlich wankelmütig wie ein Schwelbrand – eine Gratwanderung zwischen Resignation und Angriffslust.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Messer“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Unser Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Raumfeld.

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