ByteFM TourKalender Zu Gast: 22-Pistepirkko
Ausgabe vom 25.03.2008: Zu Gast: 22-Pistepirkko
Tampere, Finland im November 2006. In der abendlichen Dunkelheit fällt der erste Schnee und dämpft die Geräusche der Nachzügler, die sich in den „Klubi“, das zentral gelegene Rockvenue drängen. An der Garderobe werden die letzten schweren Wintermäntel und Mützen platziert und drinnen öffnet sich im Schummer des Konzertsaales der schwere Bühnenvorhang.
Ganz vorne im gespannt auf den ersten Ton und Anblick wartenden Publikum: zwei weitgereiste, lebenserfahrene Musikafficinados. Aus den USA sind sie eingeflogen, dem Land aus dessen Musiktraditionen und –legenden sich das hier gleich auftretende Trio seit 25 Jahren inspirieren ließ.
Mit unterschiedlichen Gewichtungen, oft auch gleichzeitig, nährten die 3 aus Utarjärvi sich vom Protopunk New Yorks (VU, New York Dolls, Ramones, Suicide), von Country (H.Williams Sr.,Jody Reynolds), von Rock (N.Young & Crazy Horse) vom R’n’B (Bo Diddley) und Surf (L.Wray) der 50er/60er, vom Blues (Billy Boy Arnold, Howlin Wolf, J.L.Hooker), vom Pop (Carpenters, Beach Boys) und selbst von HipHop – vornämlich dem mit weibliche Protagonisten (Salt’n’Pepa, Lauryn Hill, Missy Elliot). ....und dabei ob der Perspektive von einzelgängerischen Brüdern im weitentfernten Zipfel Nordosteuropas, zwischen Wäldern, Kartoffelfeldern und Käffern zu ganz speziellen Ergebnissen kamen.
Das erste was der schwere Vorhang an Anblick freigibt sind zwei Beine. Nicht vorne am Bühnenrand, sondern - überraschend und merkwürdig weit oben - von einem Verstärkerturm baumelnd. Der spirrelige Asko Keränen hat dort oben Platz genommen und schaukelt sich nun mit trockenem, sanften und löchrigen Tönen seines alten Fender E Baß in einen schlurfigen Rhythmus zwischen Dub und Blues...
Booompff-ffff-pffakk. Das Ding bekommt Festigkeit und eine neue Gestalt: Im hinteren Bereich der Bühnenmitte ist an einem Gretsch Jazz drumkit Espe Haverinen eingestiegen. Sein Blick auf die das HiHat klopfende Plastikrassel gerichtet, als würde diese ohne den Blick aufhören zu spielen. Als drummer erinnert er an eine finnisch unalberne Ausgabe von Ringo Star, in einem trashigen Texashemd wie ein wenig eleganter Charlie Watts, wie ein etwas feinerer Ralph Molina, oder dann wieder wie eine etwas verspieltere Mo Tucker im Bo Diddley Beat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit tritt aus dem Dunkel der rechten Bühnenseite Asko’s Bruder PK an’s Mikrofon. Ein komischer Hut bändigt seine orange-rot gefärbten, schütteren Haare. Hier und da dreht er noch ein Knöpfchen seiner custom made Versoulgitarre, die es ihm mit schnurrigem Fiepen dankt. Und plötzlich setzt er mit hoher Stimme ein und durchs Publikum rollt sich merklich eine spannunglösende Welle, lässt spontan Arme nach oben schnellen und Köpfe nicken. Doch anders als man dies von einem Hallenrockkonzert kennt. Dies hier ist eine Band der kleinen, feinen und besonderen Gesten. Ihr Auftreten ist ohne Kalkül und Pose – sondern direkte Veräußerung ihrer Sehnsüchte und ihres Könnens, mit den dazugehörigen Brüchen und in eigentümlicher Schönheit. Das kann auch mal waghalsig werden. An einem Abend wie diesem funktioniert das beim Publikum prächtig. Aber sie haben in all den Jahren schon alles mögliche gehabt.
Die beiden Amis nicken und recken ihre Köpfe bis zur letzten Zugabe. Dann drehen sie sich zueinander, nicken weiter mit breitem grinsen. David Fricke vom amerikanischen Rolling Stone: „It was a gas, dark, taut and gritty – great blues-noir” Und Kramer meint irgendwann “I don’t want to produce the next 22 album, but their best”
Nur 10 Tage dauerten die Aufnahmen im bandeigenen Altai Studio, zu denen sich KRAMER (Bongwater, Ball, Shimmydisc, Galaxie 500, Daniel Johnston, Ween, etcpp) eingeladen hatte.
Nach Zeiten vieler elektronischer Experimente hat die Band schon mit ihrem 2005er Album „Drops & Kicks“ die Spielereien beendet und die Einfachheit wieder entdeckt. Mit „(Well You Know)...“ steht dieses Konzept in voller Blüte.
www.myspace.com/22pistepirkko
www.22-pistepirkko.net
Ganz vorne im gespannt auf den ersten Ton und Anblick wartenden Publikum: zwei weitgereiste, lebenserfahrene Musikafficinados. Aus den USA sind sie eingeflogen, dem Land aus dessen Musiktraditionen und –legenden sich das hier gleich auftretende Trio seit 25 Jahren inspirieren ließ.
Mit unterschiedlichen Gewichtungen, oft auch gleichzeitig, nährten die 3 aus Utarjärvi sich vom Protopunk New Yorks (VU, New York Dolls, Ramones, Suicide), von Country (H.Williams Sr.,Jody Reynolds), von Rock (N.Young & Crazy Horse) vom R’n’B (Bo Diddley) und Surf (L.Wray) der 50er/60er, vom Blues (Billy Boy Arnold, Howlin Wolf, J.L.Hooker), vom Pop (Carpenters, Beach Boys) und selbst von HipHop – vornämlich dem mit weibliche Protagonisten (Salt’n’Pepa, Lauryn Hill, Missy Elliot). ....und dabei ob der Perspektive von einzelgängerischen Brüdern im weitentfernten Zipfel Nordosteuropas, zwischen Wäldern, Kartoffelfeldern und Käffern zu ganz speziellen Ergebnissen kamen.
Das erste was der schwere Vorhang an Anblick freigibt sind zwei Beine. Nicht vorne am Bühnenrand, sondern - überraschend und merkwürdig weit oben - von einem Verstärkerturm baumelnd. Der spirrelige Asko Keränen hat dort oben Platz genommen und schaukelt sich nun mit trockenem, sanften und löchrigen Tönen seines alten Fender E Baß in einen schlurfigen Rhythmus zwischen Dub und Blues...
Booompff-ffff-pffakk. Das Ding bekommt Festigkeit und eine neue Gestalt: Im hinteren Bereich der Bühnenmitte ist an einem Gretsch Jazz drumkit Espe Haverinen eingestiegen. Sein Blick auf die das HiHat klopfende Plastikrassel gerichtet, als würde diese ohne den Blick aufhören zu spielen. Als drummer erinnert er an eine finnisch unalberne Ausgabe von Ringo Star, in einem trashigen Texashemd wie ein wenig eleganter Charlie Watts, wie ein etwas feinerer Ralph Molina, oder dann wieder wie eine etwas verspieltere Mo Tucker im Bo Diddley Beat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit tritt aus dem Dunkel der rechten Bühnenseite Asko’s Bruder PK an’s Mikrofon. Ein komischer Hut bändigt seine orange-rot gefärbten, schütteren Haare. Hier und da dreht er noch ein Knöpfchen seiner custom made Versoulgitarre, die es ihm mit schnurrigem Fiepen dankt. Und plötzlich setzt er mit hoher Stimme ein und durchs Publikum rollt sich merklich eine spannunglösende Welle, lässt spontan Arme nach oben schnellen und Köpfe nicken. Doch anders als man dies von einem Hallenrockkonzert kennt. Dies hier ist eine Band der kleinen, feinen und besonderen Gesten. Ihr Auftreten ist ohne Kalkül und Pose – sondern direkte Veräußerung ihrer Sehnsüchte und ihres Könnens, mit den dazugehörigen Brüchen und in eigentümlicher Schönheit. Das kann auch mal waghalsig werden. An einem Abend wie diesem funktioniert das beim Publikum prächtig. Aber sie haben in all den Jahren schon alles mögliche gehabt.
Die beiden Amis nicken und recken ihre Köpfe bis zur letzten Zugabe. Dann drehen sie sich zueinander, nicken weiter mit breitem grinsen. David Fricke vom amerikanischen Rolling Stone: „It was a gas, dark, taut and gritty – great blues-noir” Und Kramer meint irgendwann “I don’t want to produce the next 22 album, but their best”
Nur 10 Tage dauerten die Aufnahmen im bandeigenen Altai Studio, zu denen sich KRAMER (Bongwater, Ball, Shimmydisc, Galaxie 500, Daniel Johnston, Ween, etcpp) eingeladen hatte.
Nach Zeiten vieler elektronischer Experimente hat die Band schon mit ihrem 2005er Album „Drops & Kicks“ die Spielereien beendet und die Einfachheit wieder entdeckt. Mit „(Well You Know)...“ steht dieses Konzept in voller Blüte.
www.myspace.com/22pistepirkko
www.22-pistepirkko.net
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