Zum 20. Todestag von Martin „Zero“ Hannett

Von Vanessa Wohlrath, 18. April 2011

„The Creator Of The Manchester Sound“ – unter diesem Titel wird er heute gehandelt: Martin „Zero“ Hannett. Der Todestag des englischen Musikproduzenten jährt sich am 18. April zum zwanzigsten Mal.

Martin Hannett hatte einen großen Einfluss auf das musikalische Geschehen seiner Zeit. 1948 in Manchester geboren, wuchs er in der englischen Arbeiterklasse auf und war zunächst im Chemielabor tätig. Nebenher spielte er Bass in Bands wie Sad Café und an der Seite von Paul Young. Bald gründete Hannett seine eigene Musik Promotion Company und stieg schließlich als Produzent ins Musikgeschäft ein.

Unter dem Pseudonym Martin Zero produzierte er die „Spiral Scratch“ EP der Buzzcocks im Jahre 1977. Von dort ab ging eins ins andere: Hannett begann für Rabid Records zu arbeiten und produzierte dort für unter anderem Slaughter And The Dogs. Bald darauf war er für die Labels Thin Line und besonders Factory Records tätig. Seine Single „Jilted John“ für die gleichnamige Band gelangte in die Top 5 der UK Single Charts. Auch Manchester-Poet John Cooper Clarke profitierte von der Zusammenarbeit mit Hannett. Clarkes Salford-Akzent wurde durch Drum Machines, Synthesizer und Hannetts eigenem Bass-Spiel komplementiert.

Legendär war Hannett für seine bahnbrechende Arbeit mit der Post-Punk-Band Joy Division. Er nutzte ihren rohen Sound und versetzte diesen mit Synthesizern. Das Ergebnis klingt spärlich, gespenstisch und weiträumig und macht Joy Divisions musikalisches Werk unverkennbar. Hannett gestaltete das Debütalbum der Manchester Band – „Unknown Pleasures“ (1979) – weitestgehend, indem er neue Technologien, digitale Verzögerungen und atmosphärische Elemente nutzte und diese mit üblichen Musikinstrumenten paarte. Daraus entstand eine Platte von immenser Tiefe und Emotionalität. Die düsteren Songtexte des Joy Divison-Frontmans Ian Curties kamen dadurch besonders zum Ausdruck.

Beschrieben wird Martin Hannett als sehr eigenwillige, unberechenbare Person, jemand, der so lange an einem Musikstück bastelte, bis sie seinen Vorstellungen entsprach. Mythen besagen, dass er Joy Division-Schlagzeuger Stephen Morris samt Schlagzeug bei der Produktion von Songs wie „Digital“ und „Atmosphere“ auf das Dach der Cargo Recording Studios in Rochdale befördert haben soll, um dadurch seinen gewünschten Sound zu erzielen. „He was, like, from another planet. He was just this really weird hippy who never talked any sense at all“, so Joy Division-Mitglied Peter Hook in einem Interview mit dem NME. Für seine verrückten Aktionen und hohen Ansprüche musste Hannett jedoch auch einstecken: In dem Track „Nazi Punks Fuck Off!“ der Dead Kennedys beleidigt Frontman Jello Biafra Hannett mit den Zeilen „This is ‚Fuck Off‘, overproduced by Martin Hannett, take four.“

Nach dem Freitod von Joy Division-Frontman Ian Curtis 1980 wurde es ruhiger um Hannett. Zudem kam es zu Konflikten mit Factory Labelchef Tony Wilson. Zwischen 1981 und 1985 war er daher weniger im Studio tätig und rutschte zudem in die Heroinabhängigkeit ab. Am 18. April 1991 wurde Hannett mit nur 42 Jahren tot im Sessel seiner Stieftochter aufgefunden.

Später produzierte Martin Hannett die Stone Roses, verhalf den Happy Mondays mit ihrem Album „Bummed“ (1988) zu großem Erfolg und arbeitete sogar mit U2 („11 O’Clock Tick Tock“) zusammen.

ByteFM erinnert an Martin „Zero“ Hannett zum 20. Todestag im ByteFM Magazin am Abend ab 19 Uhr bei ByteFM.

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