Album der Woche: Sleep – „Sleep“

Sleep - SleepVÖ: 24. Juli 2015
Web: Sleep auf Facebook
Label: Staatsakt
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Sleep: „Sleep“ – unser Album der Woche.

Schlaf ist ein Rückzugsort besonderer Qualität, eine metaphysische Höhle, ein Schutzwall, dessen Stärke von der eigenen Erschöpfung bestimmt wird. Je schwächer der Körper, umso dicker die Mauer – zumindest, wenn einem nicht die Insomnie dazwischenkommt. Der schlafende Zustand löste offenbar eine solche Begeisterung bei Andreas Spechtl aus, dass er sein neues Projekt und das dazugehörige Debüt nach ihm benannte.

Bei der Band Ja, Panik ist Spechtl unter anderem für die Texte verantwortlich, die Lieder gleichen manchmal Manifesten, Pamphleten. „Sleep“ hingegen kommt ohne viele Worte aus. Die acht Stücke auf dem Album entstehen durch die Kollaboration von Found Sounds und eingespielten Instrumenten. Mal gibt die Gitarre, dann ein Bläser oder ein Synthie den Ton an. Die Worte schieben sich von Zeit zu Zeit dazwischen. Anfang und Ende werden zu losen Konzepten. Beim Song „Hauntology“ reicht ein Satz für die knappe Derrida-Einführung: „each man’s troubles are just the echo of another man’s troubles“. Drumherum fünf Minuten Synthie-Zirpen, Kontakt-Hall ins Nichts, ein unberechenbares Schlagzeug und eine düstere Bläsermelodie.

Ähnlich verwegen, irrend, schwer zu fassen klingt „BHX Dub“. Die Soundkulisse setzt sich aus zerstückelten Winden, Echos, Störklängen, einem Hauch von Sirenen zusammen, bis die Melodie einsetzt und Struktur schafft. Ganz leise singt Andreas Spechtl „it may sound a little strange but it’s not strange at all: every city is a house burning down“. Und im Fluss setzt das nächste nokturne Stück „Time to Time“ ein, in dem drei Töne auf dem Klavier ihre Bühne erhalten.

Es ist nicht so, dass Spechtl nichts zu sagen hätte, doch die Musik entfaltet sich mehr in die Weite, wenn ihr keine Strophe dazwischenkommt. Mit verwobenen Klängen, die ihren eigenen Rhythmus schaffen, erlebt er Erlebtes ein zweites Mal und variiert das dabei Aufgenommene. Die acht Songs auf „Sleep“ sind sozusagen freie Versionen der eigenen Biografie. Und die kommt dann doch nicht komplett ohne Statement aus. Das bluesige „After Dark“ ist ein solches: „germans they get dangerous after dark / so watch out in Dresden, München, Berlin after dark“.

Eine konkrete Warnung zwischen sonst transzendentaler Musik. „Sleep“ scheint ruhig, wie gemacht für das Abgleiten in Zwischenwelten, doch es brodelt im Dunkeln, bruchstückhaft unter der Oberfläche.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Sleep“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

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