Crumb – „Jinx“ (Rezension)

Von Simon Strehlau, 19. Juni 2019

Cover des Albums „Jinx“ der New Yorker Band Crumb

Crumb – „Jinx“ (Crumb Records)

7,9

Manche Kombinationen passen einfach. Dieser Sommer-Frühstart und „Jinx“ ist so eine. Das Debütalbum der New Yorker Band Crumb funkelt wie Sonnenstrahlen durch die Jalousie oder schwirrt umher, wenn Tagträume zu Nachtschwärmereien werden. Sängerin Lila Ramani erschafft mit ihren drei Bandkollegen eine hypnotisch-verspielte Mischung aus Indie und Psych-Rock mit leichter Tendenz zum Abdriften.

2016 gründeten sich Crumb in Boston, um ein paar Song-Skizzen aus Lila Ramanis Highschool- und College-Zeit aufzunehmen. Inzwischen basteln sie in Brooklyn an ihrem halluzinösen Sound, der viel mehr nach Kalifornien als nach Ostküste klingt. Im Vergleich zu ihrer viel gestreamten EP „Locket“, klingen die surfigen Riffs weniger verzerrt, dafür schimmern Trip-Hop-Nuancen und ein Touch von Badbadnotgood unter der Oberfläche.

Lila Ramanis säuselnder Gesang ist weder jugendlich-prätentiös noch divenhaft. Manchmal geht Ramani aber noch in den sphärischen Kompositionen unter. Ihr Songwriting lässt dafür angenehm viel Raum. Für den Opener „Cracking“ schrieb sie bloß vier Zeilen – und sagt in Verbindung mit den melancholischen Synths und dem brüchigen Saxophon doch genug: „How you keep yourself from cracking it’s not easy need to / Practise don’t let it get the best of you girl / I can remember that time that you slipped down, you got your / Face right in the pavement and I’m still looking, waiting for you“.

Auf dem Album-Highlight „Ghostride“ ist Ramanis Text so offen, dass ihr Song über lähmende Reisen im Tour-Bus gleichzeitig eine Story der ungestillten Sehnsucht wird: „Lazy day, I’m so hungry / You melt me like a candle and a flame / But something is pulling you away / We’ve been stuck out here so long / My phone rings and reminds me I’m alive / And I’m feeling kinda high“, heißt es dort.

Jazz-Keyboards, psychedelische Synths und Saxofone

Crumb knuspern sich durch ihre zehn Tracks, von denen kaum einer drei Minuten überschreitet. Damit passen sie zum Streaming-orientierten Zeitgeist, wirken aber keineswegs als würden sie sich hetzen. Produziert haben sie das Album mit Gabe Wax (Beirut, The War On Drugs, Soccer Mommy), der aus „Jinx“ trotz des Lo-Fi-Einschlags ein rundgeschliffenes Album gezaubert hat. Ein weiterer Star des Albums ist Brian Aronow, seine Jazz-Keyboards, die psychedelischen Synths und Saxofon-Parts kleben das Album zusammen.

So tourt Crumbs Debüt durch die Kupferkabel wie ein Minibus mit Tempomat. Leichtes Wabern dringt aus dem Dachfenster, manchen Manövern fehlt es aber doch an Dynamik. Die kurzen harmonischen Richtungswechsel fallen manchmal nur auf, wenn man ganz aktiv zuhört. Das gleichbleibende Ambiente lässt schonmal vergessen, was am Fenster vorbei zieht. Doch auch dann ist „Jinx“ ein wohltuender Trip ins Blaue. Einige Songs finden sicher ihren Weg in Playlisten für Gartenpartys, Strandtage oder laue Nächte auf holzgetäfelten Balkons. Ein Debüt das Erwartungen weckt, nachdem man fertig geträumt hat.

Veröffentlichung: 14. Juni 2019
Label: Crumb Records

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