Cat Power – „Covers“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Covers“ von Cat Power, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Cat Power- „Covers“ (Domino Records)

Von all den Sachen, die man als Künstler*in heutzutage in die Welt setzen kann, gibt es wahrscheinlich nichts unwesentlicheres als ein Cover-Album. Das Format ermöglicht dem Act theoretisch auf Autopilot ein paar Lieblingssongs herunterzuschrammeln – und zack, ist schon wieder ein neues Stück Content fertig. Als Beweismaterial für diese steile These sollte eine schnelle Internetsuche nach einem beliebigem Song mit dem Zusatz „Cover“ genügen – ein signifikanter Teil des Netz besteht aus uninspirierten Darbietungen von geliebten Songs. Und dann gibt es Bands wie Yo La Tengo oder Deerhoof, für die das Konzept „Coveralbum“ eine ganz eigene Kunstform darstellt. Die mit der radikalen Spielfreude eines Kleinkinds Songs auseinanderpflücken und in neuen, spannenden Formen zusammensetzen. Oder mit schlichten, originalgetreuen Interpretationen auf magische Art und Weise die Qualität der Ursprungsfassung offenbaren.

Auch Chan Marshall ist im Cover-Album-Business ein wahrer Profi. „Covers“, das elfte Studioalbum ihres Soloprojekts Cat Power, ist bereits ihre dritte Cover-LP, nach „The Covers Record“ aus dem Jahr 2002 und dem 2008er Album „Jukebox“. Auch ihre früheren Platten waren oft mit Coverversionen geschmückt. Die Musikerin aus Atlanta arbeitet bei ihren Interpretationen nicht mit der Radikalität von den soeben erwähnten Bands. Ihr Ansatz ist deutlich minimalistischer. Warum sind ihre Sammlungen trotzdem spannend? Weil sie stets eine unvorhersehbare Mischung verschiedenster Songs aus verschiedensten Genres präsentiert. Und die unter ihrer Hand zu einem großen Ganzen kulminieren.

Vornehme Grooves und versöhnliche Updates

Songs außerhalb ihrer Komfortzone transformiert Marshall mit eleganter Leichtigkeit in Stücke, die auch von ihr stammen könnten. So beginnt „Covers“ mit Frank Oceans Emo-R&B-Track „Bad Religion“, das von ihr einen vornehm groovenden Indie-Folk-Anstrich bekommen hat. Die Opulenz von Lana Del Reys „White Mustang“ hält sie intakt, tauscht aber die performative Langeweile des Originals gegen die gewohnt authentische Cat-Power-Melancholie. „Here Comes A Regular“, die ikonische Teenage-Angst-Ballade von The Replacements, erklingt bei ihr mit lebenserfahrener Traurigkeit. Stilistische Ausreißer erhalten die Spannung aufrecht, wie eine knurrende Variante auf Nick Caves „I Had A Dream, Joe“ und ihre beinahe krautige Version des Iggy-Pop-Deepcuts „Endless Sea“. Und dann ist da noch „Unhate“, eine neue Version ihres eigenen 2006er-Songs „Hate“, ein versöhnliches Update auf einen aufwühlenden Song.

Das ist die große Kunst dieser LP: „Covers“ wirkt mehr wie ein schönes Cat-Power-Album als wie eine Cover-Platte. Kann es so betrachtet, als vollwertiges Album, mit eigenständigen Werken wie ihrem 1998er Slowcore-Meisterwerk „Moon Pix“ oder ihrem 2006er Soul-Indie-Opus „The Greatest“ mithalten? Nicht ganz. Ist es somit ein wesentlicher Bestandteil der Cat-Power-Diskografie? Nein. Ist es ein absolut hörenswertes Stück liebevoll produzierter Musik? Auf jeden Fall!

Veröffentlichung: 14. Januar 2022
Label: Domino Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

Das könnte Dich auch interessieren:



Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.