Fontaines D.C. – „Dogrel“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Dogrel“ von Fontaines D.C.

Fontaines D.C. – „Dogrel“ (Partisan)

Ein „Dogrel“ ist laut irischem Slang ein „plumper Vers mit geringem künstlerischen Wert“. Die Sprache der Working Class sozusagen. Das gleichnamige Debütalbum von Fontaines D.C. ist voll mit solchen Zeilen. Es vergehen nur wenige Minuten, bis die Band aus Dublin die Frage „Is this too real for you?“ stellt. In „Big“ schlägt ein anderer Satz genau in diese Kerbe: „My childhood was small / But I‘m gonna be big.“ Die fünf Musiker sind Freunde einfacher Worte.

Sänger Grian Chatten spuckt einem diese schlichten Sätze dabei mit solch einer Dringlichkeit entgegen, als würde er seine Lippen direkt ans eigene Trommelfell pressen. Fontaines D.C. machten sich im vergangenen Jahr mit allerlei stürmischen Singles einen Namen als größte neue Punk-Hoffnung seit Idles – und liefern nun mit „Dogrel“ ein angemessen druckvolles Debütalbum ab.

Entwaffnend plump

Von der ersten Sekunde an klingt diese Band wie fünf ungestüme junge Burschen, die endlich ein Ventil für all ihren angestauten Frust gefunden haben. „Big“ eröffnet mit manischem Schlagzeug-Geballer, hypnotischen Bass-Tönen und hektischen Gitarren-Riffs in der Tradition von The Feelies. In der Zeile „Slick little boy with a mind full of Rrrrritz“ rollt Chatten das R mit soviel Verachtung, dass man unweigerlich grinsen muss. In „Too Real“ lassen die Gitarristen ihre Instrumente wie abstürzende Helikopter klingen. Der verzerrte Bass in „Hurricane Laughter“ tritt direkt in die Magengegend.

Zwischen diesem Sturm und Drang haben Fontaines D.C. jedoch einige kleine Pop-Miniaturen versteckt. Doch selbst wenn sie in „Roy‘s Tune“ in Richtung Dream-Pop abdriften oder in „Television Screen“ die unwiderstehliche Lakonie der jungen The Strokes kanalisieren, brodelt und knistert diese Musik stets wie kurz vorm Überkochen. Und dann haut Chatten immer wieder diese entwaffnend plumpen Zeilen raus: „There is no connection available“ ist das Mantra von „Hurricane Laughter“. „Dogrel“ hin oder her – von einem „geringen künstlerischen Wert“ ist dieses Album mit Sicherheit nicht.

Veröffentlichung: 12. April 2019
Label: Partisan

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