James BKS – „Wolves Of Africa“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Wolves Of Africa“ von James BKS, das unser ByteFM Album der Woche ist.

James BKS – „Wolves Of Africa“ (Grown Kid)

Das Leben von Lee-James Edjouma scheint seltsame Kreise zu ziehen. Geboren wurde der Musiker, Sänger, Songwriter und Produzent in Paris, im Jahr 1982. Als junger Erwachsener zog Edjouma in die USA. Dort begann für ihn eine beachtliche Karriere in der R&B- und HipHop-Szene der Nullerjahre – unter seinem Künstlernamen James BKS produzierte und schrieb er unter anderem für Mainstream-Acts wie Ja Rule, Snoop Dogg oder T-Pain. Während dieser Zeit widerfuhr ihm ein einschneidendes Erlebnis: Edjouma lernte auf einer Musikmesse in Cannes seinen Vater kennen. Rein zufällig. Sein Vater war Manu Dibango, die Jazz-Legende aus Kamerun und Komponist des Songs „Soul Makossa“, dessen Hookline („Ma ma-se, ma ma-sa, ma ma-kossa“) in Songs von Michael Jackson und Rihanna ebenfalls seltsame Kreise im US-Mainstream zog. Die plötzliche Begegnung mit seinem leiblichen Vater brachte Edjouma dazu, seinen eigenen Wurzeln nachzuspüren.

Virtuoser Stilmix & beeindruckende Gästeliste

Eine Entwicklung, die in James BKS’ Debütalbum „Wolves Of Africa (Part 1/2)“ kulminiert. Auf seiner ersten LP als Solokünstler mischt Edjouma große HipHop– und Pop-Sounds mit traditioneller Musik Kameruns und Afrobeats. Ein stetiger Einfluss auf „Wolves Of Africa“ ist beispielsweise der Bikutsi, ein zur Mitte des 20. Jahrhunderts popularisierter Tanz. Diesen rasselnden 6/8-Rhythmus programmiert Edjouma in Songs wie „Kusema“ oder „High Level“ in moderne Drumcomputer, begleitet von kongolesischen Gitarrenfiguren. Das Ergebnis klingt beinahe wie die heutzutage omnipräsenten Trap-Beats – mal wieder eine interessante Demonstration, die zeigt, wie tief der musikalische Einfluss des afrikanischen Kontinents auf unsere heutige Pop-Kultur ist.

Doch diese virtuosen Stilmixe sind nicht das Einzige, was an „Wolves Of Africa“ beeindruckt: James BKS fährt zusätzlich noch eine ziemlich beeindruckende Gästeliste auf. Für die Single „New Breed“ hat er ein seltsames Triumvirat am Start: UK-Rap-Königin Little Simz rappt Seite an Seite mit A-Tribe-Called-Quest-MC Q-Tip und dem Schauspieler und Gelegenheits-Rapper Idris Elba. In „Jungle Go Dumb“ klingt The-Black-Eyed-Peas-Mastermind will.i.am zum ersten Mal seit gefühlt 20 Jahren so, als würde er sich wirklich Mühe geben. Und in „Kwele“ erklingt das Vibrafon von Edjoumas Vater Manu Dibango. Es handelt sich um eine der letzten Aufnahmen vor seinem Tod im März 2020. Und hier schließt sich der Kreis. Man darf gespannt sein, welche auf dem (vom „Part 1/2“ im Albumtitel implizierten) Nachfolger wohl geschlossen werden.

Veröffentlichung: 8. Juli 2022
Label: Grown Kid

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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