Shabazz Palaces – „The Don Of Diamond Dreams“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers „The Don Of Diamond Dreams“ von Shabazz Palaces

Shabazz Palaces – „The Don Of Diamond Dreams“ (Sub Pop Records)

Für die ungeduldigen Leser*innen gleich vorweg: Shabazz Palaces werden von Album zu Album besser. „The Don Of Diamond Dreams“ ist ein Album, bei dem alles mit schlafwandlerischer Sicherheit zusammenfindet. Seit etwa zehn Jahren macht das Duo aus Seattle immer interessante Musik, doch hier kommen die disparaten Einflüsse von Ishmael Butler und Tendai „Baba“ Maraire erstmalig zu einem durchweg hervorragenden, kohärenten Album zusammen.

2009 startete Ishmael Butler Shabazz Palaces zunächst als anonymes Projekt für abstrakten, futuristischen HipHop. Weit entfernt von den schmooven, jazzigen Tracks, die er in den 90ern mit Digable Planets produzierte, und doch deren logische Weiterentwicklung. Zumindest, wenn man eine Linie vom relativen Crowdpleaser „Reachin (A New Refutation Of Time And Space)“ von 1993 zum deutlich sperrigeren aber auch interessanteren Nachfolgealbum „Blowout Comb“ ein Jahr später zieht, und die bis heute verlängert.

Giant Steps in unbekanntes Territorium

Inhaltlich beschäftigt sich auch Butler – wie viele seiner Kolleg*innen – mit dem Afrofuturismus, mit der Science-Fiction-Autorin Octavia Butler, Zukunftsvisionen, die nicht die der weißen Mittelschicht sind. Da liegt die musikalische Beschäftigung mit Sun Ras Space-Jazz nahe. Und auch wenn die alte Behauptung, dass HipHop der Jazz von heute sei, der gleiche hanebüchene Blödsinn wie vor 30 Jahren ist (den Jazz von heute hört man bei Shabaka Hutchings, Theon Cross, Nubya Garcia etc.), lassen sich strukturelle Ähnlichkeiten zu Alice oder John Coltrane hören. Stilistische Offenheit, Neugier, den Willen in unbekanntes Territorium zu schreiten.

„The Don Of Diamond Dreams“ bezieht Dub, Funk, Jazz und R&B in seinen HipHop mit ein, was für sich genommen ein alter Hut ist. Einmalig ist, auf welche Weise das geschieht. Die Jazzelemente sind keine reinen Soundverweise. Sie sind auch nicht „loungy“. Sie sind eher verstörend als gemütlich. Nicht nur im Abschlusstrack „Reg Walks By The Looking Glass“, reißen Saxofon und Gitarre die Klangoberfläche auf und legen so den Blick frei auf die einzelnen Bestandteile. Das Album wirkt spontan und assoziativ und zugleich kühl und präzise. „The Don Of Diamond Dreams“ ist ein ungewöhnliches und überraschendes Werk, das die Messlatte für die kommenden Monate sehr hoch legt.

Veröffentlichung: 17. April 2020
Label: Sub Pop Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

Das könnte Dich auch interessieren:



Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.