Im Alter von 76 Jahren gestorben: Ivan Conti (links), Schlagzeuger der brasilianischen Band Azymuth (Foto: Linear Labs)
Der brasilianische Schlagzeuger Ivan „Mamão“ Conti, Gründungsmitglied der experimentellen Jazz-Fusion-Band Azymuth, ist gestorben. Dies geht aus einem Statement der Plattenfirma Far Out Recordings hervor. Conti wurde 76 Jahre alt.
Conti hatte Azymuth 1973 mit José Roberto Bertrami und Alex Malheiros gegründet, nachdem das Trio bereits einige Zeit unter dem Namen Seleção musiziert hatte. Azymuth erkundeten mit ihrer Musik das Territorium zwischen Jazz, Funk, Bossa Nova und Música Popular Brasileira, und integrierten auch Elemente anderer Stile. Eine Mixtur, die die Band selbst als „Samba doido“ („verrückter Samba“) bezeichnet, und die Azymuth zu einer der erfolgreichsten Bands aus Brasilien überhaupt machte.
Fusion-Pioniere
Ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschien 1975 zunächst unter dem Namen Azymüth. Zuvor waren einige ihrer Stücke als Teil des Soundtracks brasilianischer Telenovelas einem größeren Publikum bekannt geworden. 1980 landete die Gruppe dann mit dem Instrumentalstück „Jazz Carnival“ einen großen Hit. Es folgten weitere Alben via Milestone Records sowie seit Mitte der 90er-Jahre über das britische Label Far Out. Mehr als 30 Azymuth-Alben sind in der rund 50-jährigen Geschichte der Band erschienen. Azymuth wird erheblicher Einfluss auf HipHop und elektronische Tanzmusik zugeschrieben, Stile, in denen ihre Musik immer wieder gesampelt und geremixt wurde.
Soloalben und Kollaborationen
Conti veröffentlichte neben seiner Musik mit Azymuth eine Handvoll Soloalben, darunter „Human Factor“ (1984) und das zuletzt erschienene „Poison Fruit“ (2019). 2008 brachte er den Longplayer „Sujinho“ heraus, eine Kollaboration mit dem HipHop-Künstler Madlib. Für die Jazz-Is-Dead-Reihe von Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad (A Tribe Called Quest) nahmen Azymuth im Jahr 2020 das Album „JID004“ auf. Für dieses Jahr war eine Tour zum 50-Jährigen Bandbestehen geplant, die die Gruppe im Sommer auch nach Deutschland führen sollte.
Im Statement der Plattenfirma heißt es zum Tod des Musikers, er sei „nicht nur eine musikalische Ikone, sondern auch ein fröhlicher, gutherziger, urkomischer und ungemein charismatischer Mann“ gewesen. „Er näherte sich dem Spielen und Musizieren mit einer kindlichen Offenheit und einer wahrhaft ansteckenden Freude und wird durch seine Arbeit mit Azymuth, seine Soloprojekte und die unzähligen Aufnahmen, an denen er mit anderen Künstlern in Brasilien und auf der ganzen Welt gearbeitet hat, weiterleben.“