Bibio – „A Mineral Love“ (Warp)
7,0
Bekäme man die Aufgabe, den Katalog des Londoner Labels Warp zu visualisieren – Pastellfarben würden bei der Bandbreite an experimenteller Elektronika einen recht kleinen Platz einnehmen. Bis jetzt, denn „A Mineral Love“ strahlt vor gut gelaunter Unbefangenheit. Du suchst einen Soundtrack für den nächsten Ausflug mit deinem Boot? Oder so wirklich gute Hintergrundmusik für den Fahrstuhl in deinem Haus? Dann könnte das neue Album von Bibio das Richtige für dich sein.
Die Palette wohltuender, eingängiger Klänge hatte der englische Produzent und Multiinstrumentalist schon immer drauf. Seit „Mind Bokeh“ aus dem Jahr 2011 bringt Bibio die auch in poppige Formate. Mit Songs wie „Anything New“ und „À Tout À L’heure“ von der letzten Platte „Silver Wilkinson“ sind ihm ganz uneitle Hits gelungen. „A Mineral Love“ knüpft stimmungstechnisch hier an, folgt aber einem ganz eigenem Muster.
An die neuen Tracks ging Bibio mit einer bestimmten Idee heran: Sie sollen Nostalgie erzeugen, kleine musikalische Déjà-vus hervorrufen, zum Beispiel an diesen Song, den man mit zwölf im Italienurlaub ständig im Radio gehört hat. Der Kniff: Das sollte völlig frei von Samples geschehen. Und so bastelte sich Bibio für „A Mineral Love“ einen Werkzeugkasten wohltemperierter Klänge, die vor allem dem psychedelischen Folkpop und Disco-Funk der 70er entlehnt sind.
Ein subtiles Bossa-Nova-Rascheln treibt den Titeltrack an. In „Petals“ erzeugen rückwärts gedrehte Instrumentals und der mit Hall gedeckte Gesang eine schwankende Melancholie. Ganz anders das sprudelnde „Feeling“ mit seiner groovenden Bassline und einem auf Synthie gespielten Gitarrensolo. Auch „Town & Country“ nimmt mit leichtfüßig eingestreutem Saxofon Düdel-Funk aufs Korn.
Durchweg smooth klingt „A Mineral Love“. Bibio hat es irgendwie hinbekommen, ein Album voller Muzak zu schreiben, das man hören will. Ein Pastiche aus Catchyness, der öfter mal an die Schmerzgrenze der Süßlichkeit geht, aber immer vorm Einsetzen des Würgereflexes noch die Kurve bekommt.
Label: Warp