Levin Goes Lightly – „GA PS“ (Rezension)

Von Jan Henrik Schimkus, 27. April 2017

Cover des Albums GA PS von Levin Goes LightlyLevin Goes Lightly – „GA PS“ (Staatsakt)

Veröffentlichung: 28. April 2017
Web: levingoeslightly.bandcamp.com
Label: Staatsakt

6,0

Aktive Bands und Künstler aus Deutschland, abgesehen von Rammstein, die auch international erfolgreich sind, kann man vermutlich an einer Hand abzählen. Roosevelt mit seinem Indie-Elektro-Soul ist so ein Fall aus jüngerer Zeit. Dennoch kann einen das Gefühl beschleichen, dass sowohl Labels als auch Pop-Journalisten ständig auf der Suche nach potenziellen Exportschlagern sind. Es gibt ja auch genug deutsche Bands, die englischsprachige Musik machen, da wird doch etwas mit Appeal für ein europäisches, britisches oder US-amerikanisches Publikum dabei sein. Schwierig ist die Antwort auf Fragen nach einem internationalen Sound. Was ist das eigentlich und wie kann ein Künstler, eine Künstlerin diesen Sound finden? Diese Fragen werden wir in diesem Text zwar nicht beantworten, dennoch bilden sie einen interessanten Hintergrund: englischsprachige Popmusik aus Deutschland und der Versuch, internationalen Erfolg zu kreieren.

Auf seine Art ist Levin Stadler alias Levin Goes Lightly aus Stuttgart so ein Versuch, verwebt er doch auf seinem am 28. April 2017 bei Staatsakt erscheinenden Album „GA PS“ geschickt die momentan angesagten Einflüsse aus 1980er-Zitat und modern-technoider Elektronik. Wobei Zitat noch stark untertrieben ist. Wir hören Wave-Synths, viel digitalen Hall, volle Bässe, präsente Drums. Die Produktion ist aufgeräumt und klingt sehr gut. Mit Lo-Fi, wie auf Levins Facebook-Seite beschrieben, hat „GA PS“ nichts zu tun. Hinzu kommt eine Stimme, die tatsächlich an die Sonorität von Ian Curtis, den späteren Dirk von Lowtzow oder Yan Scott Wilkinson von British Sea Power erinnert. Trotz der Aufgeräumtheit wabern die Synths durchs Stereobild und die Drummachine pluckert und knistert manchmal weit hinten im Raum („Stars“). Andernorts ist der Beat geradlinig und bildet ein Fundament („Bluescreen“). Bei den Vocals dringen T-Laute öfter unangenehm durch den Mix. Gerade durch das in sich geschlossene Klanggewand aus Pailletten, Schulterpolstern und sonstigen 1980er-Retro-Features klingt Levin Goes Lightly auf „GA PS“ sehr stimmig und trotzdem nicht, als ob man krampfhaft versucht hätte, einen solchen Sound zu erzeugen.

Textlich ist der aus dem Umfeld der Post-Punk-Band Die Nerven stammende Musiker schwer zu fassen. Thematisch ist das Album eine eher traurige Angelegenheit. Würde man bei jedem „Sadness“ einen Schnaps trinken, man wäre nach den zehn Songs auf „GA PS“ ziemlich betrunken. Die Lyrics bewegen sich zwischen wunderbar trockener Flirtanleitung im Opener „Someone’s Favorite“ und Trioesker Parole, zum Beispiel bei „7:30“ („Half past seven, the alarm clock“). Das Englisch und die meisten Texte sind einfach gestrickt. Während Levin in seiner Selbstreflexion eher belanglos bleibt, wird es in Songs wie „Cotton“ oder „O’Neill“ interessanter. Dennoch bleibt das Gefühl, dass die Texte nicht sonderlich wichtig sind.

In Sachen Persona hat Levin Goes Lightly internationales Format. Er ist eine stark geschminkte Kunstfigur, ein kühles Abstraktum, ein Gesicht von zeitlos-schöner Unnahbarkeit. Seine Musik und seine Erscheinung haben das Potenzial, Ohren und Blicke auf sich zu ziehen. Ein Potenzial, das durchaus zu internationalem Format reichen könnte. Darüber hinaus ist „GA PS“ allerdings nicht sonderlich spannend geraten. Man kann das Album als Ganzes gut hören, einzelne Stücke ragen kaum heraus.

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