The Walkmen – „Lisbon“
VÖ: 08.10.2010
Web: myspace
Label: Bella Union
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Es ist nicht einfach, sich zusammen mit seinen Fans zu entwickeln. So gut das z.B. The National oder Arcade Fire gelang, so große Schwierigkeiten haben damit die New Yorker Interpol. Eine andere Band aus New York vollbringt dieses Kunststück allerdings spielend: The Walkmen. Auch auf ihrem mittlerweile sechsten Album „Lisbon“ sind das Grundgerüst der Band das leicht manische Schlagzeug, die verhallten Gitarre und natürlich der einzigartige Gesang Hamilton Leithausers, mal kratzig und unbequem, mal samtweich und tröstlich. Zwar hadert Leithauser noch immer mit der Welt und der Liebe, aber man hat das Gefühl, als würde er sagen: so ist es eben, ich komme schon damit zurecht. Auch musikalisch setzen The Walkmen auf „Lisbon“ den Weg fort, auf den sie sich schon mit dem Vorgänger „You & Me“ begeben haben: sie reduzieren ihre Sound auf das Nötigste und lassen es etwas ruhiger angehen. Trotz der vordergründigen Gelassenheit herrscht über das gesamte Album eine intensive Spannung, die sich immer wieder heftig und triumphal entlädt. The Walkmen haben zu sich und ihrem Sound gefunden, und lassen nach spielerisch leicht wirkenden 45 Minuten den Hörer mit dem Wunsch nach mehr von beidem zurück.
Wyatt, Atzmon & Stephen – „For The Ghosts Within“
VÖ: 08.10.2010
Label: Domino
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Das auf Domino erscheinende Album „For the Ghosts Within“ entstand aus der Kollaboration zwischen den Künstlern Gilad Atzmon, Ros Stephen und Robert Wyatt. Alle verstehen sich im Allgemeinen sowie im Rahmen dieser Zusammenarbeit nicht nur als Komponisten, sondern auch als ausführende Musiker. Die Teilung der Kompetenzen und Entscheidungen erklärt eventuell, weshalb sich der neue Titel von dem vorangegangenen Album „Comicopera“, welches man als ein Soloalbum Robert Wyatts verstehen kann, deutlich unterscheidet. Neben Stücken, welche Elemente enthalten, die Robert Wyatt typisch sind, lassen sich Filmmusik im Stil von Erich Wolfgang Korngold oder Max Steiner, orientalische Klänge und Melodieführungen sowie Strukturen aktueller elektronischer Musik als Einflüsse erkennen. Gerade aber weil „For the Ghosts Within“ sich als Liederzyklus versteht, bei welchem die einzelnen Songs im Kontext des Gesamten funktionieren sollen, wirken die sehr unterschiedlichen Einflüsse, die in ihrer Verwendung dicht aufeinanderfolgen, nicht konsistent, davon unabhängig, teilweise sogar aufgesetzt. Trotz alledem lassen sich auf „For the Ghosts Within“ einige schöne Songs finden, wobei speziell die ruhigen und atmosphärischen in Verbindung mit Wyatts Stimme, eine besondere Qualität haben.
Antony And The Johnsons – „Swanlights“
VÖ: 08.10.2010
Web: myspace
Label: Rough Trade
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Mit „Thank You For Your Love“ konnten Antony and the Johnsons schon einmal auf ihr viertes Album „Swanlights“ einstimmen. Die elf Songs werden niemanden überraschen, Pianoklänge und in mehrere Minuten ausufernde nebulöse Melodien werden von Antony Hegartys eigenartiger Stimme überlegt. Oben drauf gibt’s dann noch ein Duett mit Björk. „Flétta“ heißt das Stück, in dessen Video sich Wale in vermutlich eiskaltem Wasser tummeln. Vielleicht sind die signifikanten Stimmen der beiden dann aber doch etwas zu viel des Guten. Einer speziellen Edition des Albums liegt ein 144-seitiger Bildband mit Zeichnungen von Hegarty bei. Es geht schwer in Richtung Kunst, ein Projekt der Aktionskünstlerin Marina Abramovich zusammen mit Antony Hegarty wurde schon auf ihrer Website verkündet.
Harmonious Thelonious – „Talking“
VÖ: 08.10.2010
Web: Homepage
Label: Italic
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Amerikanischer Minimalismus trifft auf Afrikanische Rhythmen trifft auf Europäisches Sequencing – so die Kurzbeschreibung von Harmonious Thelonious, dem neuen Projekt von Stefan Schwander, aka Antonelli. Der Technoproduzent hat die Kraft des schwarzen Kontinents entdeckt und die Klänge afrikanischer Perkussionsinstrumente mit elektronischen Loops zu einem merkwürdigen, ungewöhnlichen Sound verwoben. Lange hypnotische Tracks, bestehend aus monotonen Mustern und minimalistischem Aufbau ohne strukturelle Höhepunkte, lassen den Zuhörer, der sich darauf einlässt, in einen Trancezustand fallen, saugen ihn ein in eine Welt voller assoziativer Rhythmik. Wild und reduziert zugleich ist diese Musik, keine leichte Kost aber ein weiterer überaus interessanter Beitrag zur sogenannten „Weltmusik 2.0.“
Jens Friebe – „Abändern“
VÖ: 08.10.2010
Web: myspace
Label: ZickZack
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Performativität hat Konjunktur. In der Literatur und dem Theater ist dieser Begriff Gang und Gebe. Hegemanns jüngster und heiß diskutierter Roman sowie Kristofs Schreufs’ “Bourgeois With Guitar“ sind Beispiele, die sich ganz bewusst an Zitaten bedienen um neue collagenartige Werke zu schaffen. Blue System, „Verbotene Liebe“, Terry Jacks, Ronald M. Schernikau und Vengaboys – auch Jens Friebe widmet sich mit seinem vierten Album „Abändern“ – wie der Titel schon in sich birgt – der Ästhetik des Performativen. Doch auch musikalisch wirkt das Album mutiger und verspielter als sein Vorgänger: Rock’n’Roll, R’n’B, französischer Chanson, Elektropop und, und, und…für jeden was dabei. Mashup Rocks!