Neue Platten: The War On Drugs – „Slave Ambient“

Von kathy

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Adam Granduciel zog 2003 aus Oakland, Kalifornien nach Philadelphia und musizierte dort mit Kurt Vile erstmals unter dem Namen „The War On Drugs“. Granduciel und Kurt Vile bildeten das Herz der Band, bis Vile die Band 2008 verließ, um auf Solo-Pfaden weiterzuziehen. Seit 2008 sind Dave Hartley, Robbie Bennett und Schlagzeuger Mike Zanghi The War On Drugs. Ihr Debüt „Wagonwheel Blues“ erschien wenig später auf Secretly Canadian. Seitdem lastete ein kleiner Fluch auf der Band, die gerne als „the band Kurt Vile used to be in“ bezeichnet wurde. Ganz zu Unrecht natürlich und mit „Slave Ambient“ treten sie nun endgültig aus diesem Schatten.

Was? „I think „Slave Ambient“ is about a journey … One through a sometimes familiar but warped musical landscape… Maybe like [the] Mad Max of pop songs“ sagt Granduciel über das Album und das trifft es ausgezeichnet. Man stelle sich nun vor: wir befinden uns in den späten 70ern irgendwo in Amerika. Man ist ein Teenager, nicht wirklich rebellisch, aber wäre es gerne. Es ist Mittag und irgendein cooler Kumpel des älteren Bruders bittet einen, mit ihm eine Auto-Tour zu machen. Wohin? Keine Ahnung. Wieso? Keine Ahnung. Es läuft „Best Night“, der erste Song des Albums, der einen mit seinen analogen Orgel-Synthesizern sanft zum Einsteigen in einen 1970er AMC Rebel Machine auffordert. Dabei ist Granduciels Stimme so charismatisch wie angenehm, dass man weiß es wird keine langweilige Reise werden. „Brothers“ ist ein schöner Mid-Tempo-Song, der beim Hörer Fernweh auslöst. Eine entspannte Fahrt durch die Sonne. Bei „I was There“ nähert sich die Sonne bereits ihrem Untergang. Der 6-Minüter „Your Love is Calling My Name“ ist wesentlich flotter, krachiger und großartig. Es ist dunkel geworden, neblig. „The Animator“ markiert einen Bruch. Psychedelischer und sphärischer, es kehrt langsam Ruhe ein. Der Nebel wird dicker, nichts ist mehr klar zu erkennen. „Come to the City“ klingt wie ein jugendlicher Befreiungsschlag und spätestens bei „It’s Your Destiny“ weiß man, dass bei der Heimkehr nichts mehr so wie früher sein wird. „Original Slave“ transportiert einen zurück in die Kleinstadt. „Blackwater“ läßt den Hörer wieder erwachen. War diese Reise real? Keine Ahnung. Aber alles ist neu. Alles ist gut.

Warum? The War On Drugs haben die Gabe, Country mit Elektronik, Blues und Stadionrock zu mischen, all das auf eine so unprätentiöse Weise, dass „Slave Ambient“ beim ersten Hören fast wie ein langer Song klingt. Aber wie ein langer guter Song. Dabei wird ganz unangestrengt mit dem Begriff Americana gespielt, das es fast schon frech erscheint, wie dieser in die Gegenwart transportiert wird. Das erinnert an mancher Stelle mehr an Tom Petty, dann glaubt man Bruce Springsteen zu hören, aber auch Bob Dylan und My Bloody Valentine schauen kurz vorbei. Granduciels Stimme zieht den Hörer dabei so in seinen Bann, dass man am Ende des Albums einfach nur „Repeat“ drücken kann.

Label: Secretly Canadian | Kaufen

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