Mura Masa – „Mura Masa“ (Rezension)

Cover des Albums Mura Masa – „Mura Masa“ (Anchor Point Records)

8,0

Lieder über die Liebe. Ein Thema, das fast schon zu banal und einfallslos wirkt, um heute noch aktuell zu sein. Doch die Liebe kennt ja bekanntlich keine Trends, solange sie zentral für das Leben der Menschen bleibt, ist sie es auch für die Musik. Aber was passiert, wenn keine Raupen mehr in den Bäuchen nisten und Schmetterlinge Lebewohl sagen. Das neueste Album von Mura Masa versucht darauf eine eher unkonventionelle Antwort zu geben. Wer glaubt, ein Album über das Entlieben könne nur kitschige Balladen enthalten, wird vom Debütalbum des 21-jährigen britischen Produzenten Alexander Crossan überrascht sein.

Als Newcomer in der Producer-Szene kann man Mura Masa, der seinen Künstlernamen dem japanischen Schwertschmiedemeister Muramasa entliehen hat, mittlerweile nicht mehr bezeichnen. Durch seine EP „Someday Somewhere“, die im Frühjahr 2015 auf SoundCloud veröffentlicht wurde, gewann er rasch an Popularität und prägte den Future Beat mit einer eigenen Fusion aus 90s-HipHop, Retro-Pop und House. Auch die BBC prognostizierte mit ihrem „Sound Of 2016“ bereits Anfang des vergangenen Jahres den Aufstieg des jungen Musikers. Von sich selbst behauptet Crossan, dass er eigentlich zu schüchtern sei, um ins Studio zu gehen. Ein Blick ins eine Vita verrät warum: Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist er es gewöhnt als Bedroom-Producer in den eigenen vier Wänden, auf der abgelegenen Kanalinsel Guernsey, an seiner Musik zu arbeiten.

Dieses Einsiedlertum ist seinem ersten Studioalbum definitiv nicht anzuhören. Sein Debüt ist ein aufregendes Popalbum, das es schafft mit eingängigen Rhythmen eine euphorische Stimmung zu erzeugen und dabei trotzdem typische Muster des Mainstream-Pops zu durchbrechen. Crossan, der mittlerweile natürlich in London lebt, nutzt Elemente aus HipHop, R&B, Disco, Soul und sogar Trap, Techno und Tropical House, um ein abwechslungsreiches Gesamtbild zu erzeugen, arbeitet dabei aber auch professionell seinen eigenen Sound heraus. Das Album zehrt von einem großen Aufgebot verschiedener Instrumente wie Steeldrum oder Kalimba, drückenden Bässen und vielen kleinen Spielereien, wie Autotune oder Pitch auf dem Gesang. Das beste Beispiel dafür ist der Song „Love$ick“, der durch Raps von A$AP Rocky und dem Gesang von Crossan selbst zu einem der Highlights des Albums wird.

A$AP Rocky wiederum ist nur einer der zahlreichen Gäste, die Mura Masa für sein Debüt um sich geschart hat. So machen Beiträge von Charli XCX, Desiigner, Jamie Lidell, Christine & The Queens, A.K. Paul oder Damon AlbarnMura Masa“ zu einem hochklassigen Feature-Album. Mit Letzterem konnte Alex Crossan sogar einen seiner Jugendhelden gewinnen: Immerhin war das Gorillaz-Album „Demon Days“, die erste Platte, die sich der kleine Alex damals von seinem Taschengeld kaufte. Von dessen Genre-Uneindeutigkeit und Gästelistenexzessen hat sich der junge Produzent augenscheinlich stark beeinflussen lassen.

Aufgrund der luftig-leichten Produktion fragt man sich jedoch, wo jetzt eigentlich der Herzschmerz bleibt – schließlich handelt es sich ja um ein Album über das Entlieben. „Mura Masa“ schmerzt musikalisch nicht genug und schwimmt dadurch emotional eher an der Oberfläche. Aber vielleicht verarbeitet Alex Crossan seinen Liebeskummer auch am liebsten, indem er an karibischen Stränden Schirmchengetränke schlürft?!

Veröffentlichung: 14. Juli 2017
Label: Anchor Point Records

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