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Kramladen Abheben

ByteFM: Kramladen vom 01.08.2013

Ausgabe vom 01.08.2013: Abheben

Der Kramladen, heute mit diesen Themen:

Den „Virtuosen der Gelassenheit“ gilt es zu würdigen. J.J. Cale starb im Alter von 74 Jahren. Das neue Hattler-Album „The Kite“ ist soeben veröffentlicht worden. Und Kate Bush feierte am 30. Juli ihren 55. Geburtstag. Kürzlich erschien eine neue lesenswerte Kate Bush-Biografie unter dem Titel „Under The Ivy“.

Unter der Überschrift „laid back“ wurde die Musik von J.J. Cale seit jeher geführt. Er hat den Stil des entspannten, coolen, gelassenen Gitarrenspiels verkörpert wie kein zweiter. Auch seine schnörkellosen, locker groovenden Songs klangen wie sein Gitarrenspiel „laid back“, zurückgelehnt. Der typische J.J. Cale-Sound löste die Assoziation aus, Cale würde in einer lauen Sommernacht zuhause im ländlichen Oklahoma auf der Veranda seines Holzhauses im Schaukelstuhl sitzen und einfach so vor sich hin spielen, ohne großen Aufwand, ohne jegliche Attitüde, einfach nur so zum eigenen Zeitvertreib.

So klangen seine besten Songs, die in ihrer Schlichtheit jedoch kunstvoll und mit großem handwerklichem Können gemacht sind, Songs, die auch recht populär wurden, doch fast ausschließlich in den Bearbeitungen bekannter Stars wie Eric Clapton, Santana, Lynyrd Skynyrd, Deep Purple, Johnny Cash und andere. Am Tag, als Mick Jagger seinen 70. Geburtstag feierte, am 26. Juli, hat sich J.J. Cale heimlich aus dem Staub gemacht. Die letzte und aktuellste Aufnahme, die es von im gibt, ist ein Duett mit Eric Clapton, veröffentlicht im März dieses Jahres im Clapton-Album „Old Sock“. Im gemeinsam eingespielten Song „Angel“, geschrieben von JJ Cale, geht es um eine Frau, die dem harten Leben auf der Straße nicht gewachsen scheint. Wenn der sensible Engel Verletzungen wie von Messern davonträgt, dann geht’s ums Überleben.

„Wenn du schlechte Nachrichten gekriegt hast und Du willst dem Frust in den Hintern treten, wenn dein Tag dich geschafft hat und du willst weiterrennen, wenn du bis auf den Grund runter willst ... sie lügt nicht“, gemeint ist die Droge Cocain in diesem nicht gerade als drogenkritisch zu erkennenden Song von J.J.Cale aus dem Jahre 1976. Er vernuschelte den Text so sehr, und das, was eindeutig zu verstehen war, vermied so sehr jede Wertung, dass jeder heraushören konnte, was er wollte, eine drogenkritische Haltung, oder eine fatalistische, im Sinne von: is’ halt so ... Doch der Song als Ganzes war unwiderstehlich und hatte diese gewisse Form von Magie, wie sie nur ganz selten durch Klänge hindurchschimmert. Diese schwer definierbare Magie ist vielen seiner Songs eigen, man denke nur an „After Midnight“, jenen Klassiker des „laid back“-Stils, den Eric Clapton zum Welthit machte.

John Weldon Cale aus Tulsa, Oklahoma, war ein stilbildender Gitarrist, nuschelnder Sänger und famoser Songschreiber, zeitlebens schon eine Legende, auch wenn sein lässiger, zurückgelehnter Gitarren-Stil im Laufe der Jahre doch ein wenig Patina angelegt hatte. Manchmal aber hatte diese Patina fast den Effekt einer Veredelung, dann, wenn er versuchte, den altbekannten lockeren Fluss seiner Musik mit kleinen Strudeln zu versehen und dem vertrauten Sound ein paar kleine Tupfer an Klang- und Arrangementneuerungen hinzuzufügen. Wie ihm das etwa im Song „My Gal“ gelungen ist. Oder im Song „Stone River“, ebenfalls enthalten im Album „To Tulsa and Back“ von 2004, einer der eindringlichsten Songs von J.J. Cale: eine Anklage gegen die Eingriffe des Menschen in die Natur. Nur noch Steine liegen im ausgetrockneten Flussbett, heißt es im Songtext. Sie haben die Flüsse abgezapft oder gestaut, kanalisiert oder verdreckt. Das Leben am Fluss haben sie getötet und das Wasser gestohlen wie Banditen. J.J. Cale selbst wurde zwar nicht bestohlen, aber einige der populären Gitarrenkollegen haben gerne seine Licks, seine Technik und Spielweise bei ihm ausgeborgt.

Raubbau an seiner Gesundheit hat er offenbar selbst lange Zeit betrieben. In einem Interview sagte er 2009: „Ich nehme mal an, bei dem ungesunden Lebensstil, den ich in der Vergangenheit geführt habe, werde ich die 75 nicht erreichen.“ Fünf Monate vor seinem 75. Geburtstag starb er am vergangenen Freitag an einem Herzinfarkt.

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Eric Clapton / Angel (Feat. J.J.Cale)
Old Sock / Universal
3.  J.J. Cale / Bring Down The Curtain
Roll On / Rounder Records
4.  Hattler / The Kite
The Kite / Bassball Recordings
5.  Hattler / C 64
The Kite / Bassball Recordings
6.  Hattler / Fine Days
The Kite / Bassball Recordings
7.  Hattler / Vibecontrol
The Kite / Bassball Recordings
8.  Kate Bush / Running Up That Hill
Hounds Of Love / Emi
9.  J.J. Cale / Don’t Wait
Grasshopper / Island, Mercury
10.  J.J. Cale & Eric Clapton / After Midnight
Live At The Crossroads Guitar-Festival 2004 / Download
11.  J.J. Cale / Magnolia
Naturally / A&M, Shelter
12.  J.J. Cale / Stone River
To Tulsa And Back / Capitol
13.  J.J. Cale / Okie
Okie / A&M, Shelter