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School Of Rock 30 Years And Runnin’ – HipHops tiefer liegende Seiten 1991

ByteFM: School Of Rock vom 25.07.2021

Ausgabe vom 25.07.2021: 30 Years And Runnin’ – HipHops tiefer liegende Seiten 1991

Auf dem Weg von der Genre-Nische zum neuen Mainstream durchlief HipHop 1991 ein phänomenal gutes Jahr. Conscious Rap stand mit großen Platten der Native-Tongues-Acts in voller Blüte, an der Westküste erhoben sich die mächtigen Stimmen des kommenden Gangsta Rap, es wurde gesamplet, was das unlizensierte Zeug hergab und vom unteren Ende her mit Dancehall-inspirierten Bass-Sounds angereichert. Die School Of Rock als Mixtape mit Musik von Black Sheep, Cypress Hill, De La Soul, Digital Underground, Geto Boys, N.W.A., A Tribe Called Quest und anderen, inkl. tragischer Würdigung von Biz Markie (RIP).

Als die 1990er tatsächlich ihren Sound fanden, war die lineare Abfolge von Musiktrends zwar noch intakt, aber die Popwelt längst in Parallelgesellschaften aufgespalten. Während sich in Europa die Raving Society bei immer massiveren Techno-, Acid- und House-Soundtracks und Events formierte und eine weitere Rock-Bruderschafts-Generation zwischen Shoegaze, Brit-Rock und anschwellendem Grunge-Gesang den Kopf zu schütteln begann, war für den Siegeszug des afro-amerikanischen HipHop bereits der gelegentlich blutig-rote Teppich ausgelegt, auf dem in den Jahren seither die ehemals marginalisierten Sounds und Acts aus den urbanen Ballungsräumen der USA in einen neuen globalen Mainstream marschieren sollten. HipHop wurde zum Role Model für lokale Szenen in allen möglichen Ländern und Sprachen.

Die School Of Rock blickt auf eine Auswahl 1991 in den hiesigen Clubs gelaufener Tracks und entdeckt gut gealterte Grooves und so etwas wie einen kalten Culture War. Oberflächlich tobte 1991 im HipHop noch die halblegale Sampling-Party: Lustige Wiedererkennung von Pop-Schnitzeln im neuen Kontext, unterlegt mit dicken Beats und frisch betextet. Doch damals neue Themen und Töne brachten auch die Realität der nordamerikanischen Inner-Citys zwischen Crack-Epidemie, Gang-Kriminalität, religiösem Fundamentalismus, Sexismus und toxischer Männlichkeit auf die Tagesordnung einer oft naiven Rezeption im (weißen) Euro-Popdiskurs, der lange brauchte, um die in den Rap-Texten verborgene Identitätspolitik zu erkennen. Bis heute kreist die Diskussion immer wieder um Positionen, die versuchen, Emanzipation, Aufklärung, die Überwindung von systemischem Rassismus, Umgang mit den eigenen Privilegien und post-koloniale Perspektiven unter einen (Kangol-)Hut zu bringen.

Mit anderen Worten: Einige dieser Hits von früher bergen schwer verdauliche Texte und gleichberechtigte Frauen oder gar queere Positionen sind nicht vertreten, aber die Musik rockt bis heute. Zeit für ein kritisch kommentiertes Mixtape, bei dem natürlich etliche Tracks auch ganz ohne warnende Worte auskommen können. (Zumal sich die Frage stellt, ob der Moderator dieser Sendung überhaupt eine Person ist, deren Meinung zu den Politics der hier laufenden Tracks im heutigen Diskurs Relevanz haben sollte.)

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Playlist

1.  Cypress Hill / Stoned Is The Way Of The Walk
Cypress Hill / Ruffhouse/Columbia
2.  Cypress Hill / How Could I Just Kill A Man
Cypress Hill / Ruffhouse/Columbia
3.  Poor Righteous Teachers / Easy Star (Mister Doo Dancehall Remix)
Easy Star / Profile
4.  Son Of Bazerk / J Dub Theme (feat. No Self Control And The Band)
Bazerk Bazerk Bazerk / Soul
5.  Raw Fusion / Don't Test
Live From The Styleetron / Hollywood Basic
6.  Digital Underground / Nuttin' Nis Funky
This Is An E.P. Release / Tommy Boy
7.  Biz Markie / Alone Again
I Need A Haircut / Cold Chillin’/Warner
8.  De La Soul / Pass The Plugs
De La Soul Is Dead / Tommy boy
9.  Black Sheep / The Choice Is Yours (Revisited)
A Wolf In Sheep’s Clothing / Mercury
10  A Tribe Called Quest / Check The Rhime
The Low End Theory / Jive
11  N.W.A. / Alwayz Into Somethin'
Efil4zaggin / Ruthless/Priority
12.  Main Source / Live At The Barbeque (feat. Nas)
Breaking Atoms / Wild Pitch
13.  DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince / Summertime (Instrumental)
Summertime / Jive/RCA