Was ist Musik 16.03.2008

„Englisch aufgewachsen – Hintergrund karibisch.“ – Auf den Soundspuren der umgekehrten Kolonisation

“Die Entwicklung der schwarzen Musik in GB verdankt dem Einfluss jamaikanischer und US-Amerikanischer Musik bis zum heutigen Tag sehr viel. Britische MCs mischen diese Einflüsse mit lokalen Bezügen und Stilen und schaffen so eine eigenständige schwarze britische Kultur. Diese Kultur entwickelt sich permanent weiter – nicht nur musikalisch, sondern auch im Hinblick auf die Beziehungen der jeweiligen Generationen zur britischen Gesellschaft. Mit den Worten von Tricky in „Blue Lines“ von Massive Attack: „Englisch aufgewachsen – Hintergrund karibisch.“

Mit diesen Worten beginnt der Begleittext zu “An England Story - From Dancehall to Grime: The Culture of the MC in the UK 1984-2008"

Das verdienstvolle Soul Jazz-Label aus London schreibt mal wieder Musikgeschichte. Ein Doppel-Album zeichnet die Entwicklung der anglo-karibischen Musik seit 1984 nach, vom Dancehall-Reggae über Jungle und UK Garage zu Grime und Dubstep.

Im Booklet fällt das Wort von der „umgekehrten Kolonisation“. Gemeint ist der große Einfluss von Einwanderern aus der Karibik auf die britische Popmusik. (Übrigens nicht nur aus der Karibik: auch Migranten aus Indien und Pakistan hinterlassen ihre Spuren, Cornershop, Talvin Singh oder Apache Indian, Protagonist des Bhangramuffin, schließlich M.I.A.) Diese umgekehrte Kolonisation beginnt lange vor 1984. In den Fünfzigern boomt der Calypso. In den Sechzigern entdecken britische Mods Ska und Rocksteady, in den 70ern gehen Punk und Reggae enge Verbindungen ein, ehe das große Ska-Revival um 1980 Bands wie die Specials, The Beat und Selector an die Spitze der Charts spült.

Auch das ist ein Teil von An England Story, wie wir sie heute erzählen in „Was ist Musik?“

Keywords: Black Atlantic, Yardie & Cockney, Desi