Was ist Musik Ode to Bobbie Gentry ...
... oder: Was geschah wirklich auf der Tallahatchie Bridge?
Am 3. Juni 1967 springt Billy Joe MacAllister von der Tallahatchie Bridge in Money, Mississippi in den Tod. Das erzählt Bobbie Gentry in "Ode To Billie Joe". Es ist ihre zweite Single und eigentlich sollte "Mississippi Delta" die A-Seite werden, ein classy Stück Blue-Eyed-Funk von einer classy Southern Belle, die aussieht wie eine Kreuzung aus der jungen Elizabeth Taylor und der jungen Cher und mit dreiundzwanzig singt, als hätte sie schon viel gesehen vom Leben. Bevor "Mississippi Delta" auf den Markt kommt, entdeckt die Plattenfirma, dass diese junge Frau aus Mississippi, aufgewachsen in einem Haus ohne elektrischen Strom, noch einen anderen Song auf Lager hat. Auf Lager? Bobbie Gentry schreibt ihre Songs selbst, sie produziert sie auch selbst, aber kriegt auf den Platten keinen Producer-Credit, nicht üblich bei Frauen.
"Ode To Billie Joe" erzählt also vom Selbstmord des Billy Joe MacAllister, aber auch von den empathiefreien Reaktionen darauf und von Gerüchten: kurz vor dem Sprung sei Billie Joe mit einer jungen Frau auf der Brücke gesehen worden, und sie hätten einen Gegenstand in den Fluss geworfen. Was für einen Gegenstand? Keine Frage wird Bobbie Gentry in ihrem Leben häufiger gestellt. Die Antwort kennt nur der Wind. Oder wer auch immer. "Gentry said in a November 1967 interview that it was the question most asked of her by everyone she met. She named flowers, an engagement ring, a draft card, a bottle of LSD pills, and an aborted baby as the most often guessed items."
Ist Billie Joe aus Trauer um das tote Baby gesprungen? Oder, so eine andere verbreitete Version, weil er mit seiner Homosexualität nicht klarkam?
"Ode To Billie Joe" erscheint am 10. Juli als zweite Single von Bobbie Gentry, nach einem Flop 1964. In der letzten Augustwoche geht der Song an die Spitze der US-Charts und bleibt dort vier Wochen. Das schaffen 1967 nicht viele Songs, die um Selbstmord, Abtreibung und schwulen Selbsthass kreisen, 2017 übrigens auch nicht. Knapp drei Jahre, 1970, landet Bobbie Gentrie ihren letzten Hit, "Fancy", die Geschichte eines 17-jährigen Mädchens, das von seiner verzweifelten, vom Vater verlassenen Mutter, mit dem Rat "be nice to gentlemen" und einem fancy dress ausgestattet in die Stadt geschickt wird, um Geld zu verdienen. Auch kein gängiges Pop-Thema, nicht 1970, nicht 2017.
Ihre letzte Platte nimmt Bobbie Gentry 1978 auf, wo sie heute ist, das fragen sich viele, auch Kolleginnen, die sie bewundern, von Beth Orton bis Jill Sobule. Letztes Wort von Bobbie Gentry: "'Fancy' is my strongest statement for women's lib, if you really listen to it. I agree wholeheartedly with that movement and all the serious issues that they stand for - equality, equal pay, day care centers, and abortion rights."
Am 3. Juni 1967 springt Billy Joe MacAllister von der Tallahatchie Bridge in Money, Mississippi in den Tod. Das erzählt Bobbie Gentry in "Ode To Billie Joe". Es ist ihre zweite Single und eigentlich sollte "Mississippi Delta" die A-Seite werden, ein classy Stück Blue-Eyed-Funk von einer classy Southern Belle, die aussieht wie eine Kreuzung aus der jungen Elizabeth Taylor und der jungen Cher und mit dreiundzwanzig singt, als hätte sie schon viel gesehen vom Leben. Bevor "Mississippi Delta" auf den Markt kommt, entdeckt die Plattenfirma, dass diese junge Frau aus Mississippi, aufgewachsen in einem Haus ohne elektrischen Strom, noch einen anderen Song auf Lager hat. Auf Lager? Bobbie Gentry schreibt ihre Songs selbst, sie produziert sie auch selbst, aber kriegt auf den Platten keinen Producer-Credit, nicht üblich bei Frauen.
"Ode To Billie Joe" erzählt also vom Selbstmord des Billy Joe MacAllister, aber auch von den empathiefreien Reaktionen darauf und von Gerüchten: kurz vor dem Sprung sei Billie Joe mit einer jungen Frau auf der Brücke gesehen worden, und sie hätten einen Gegenstand in den Fluss geworfen. Was für einen Gegenstand? Keine Frage wird Bobbie Gentry in ihrem Leben häufiger gestellt. Die Antwort kennt nur der Wind. Oder wer auch immer. "Gentry said in a November 1967 interview that it was the question most asked of her by everyone she met. She named flowers, an engagement ring, a draft card, a bottle of LSD pills, and an aborted baby as the most often guessed items."
Ist Billie Joe aus Trauer um das tote Baby gesprungen? Oder, so eine andere verbreitete Version, weil er mit seiner Homosexualität nicht klarkam?
"Ode To Billie Joe" erscheint am 10. Juli als zweite Single von Bobbie Gentry, nach einem Flop 1964. In der letzten Augustwoche geht der Song an die Spitze der US-Charts und bleibt dort vier Wochen. Das schaffen 1967 nicht viele Songs, die um Selbstmord, Abtreibung und schwulen Selbsthass kreisen, 2017 übrigens auch nicht. Knapp drei Jahre, 1970, landet Bobbie Gentrie ihren letzten Hit, "Fancy", die Geschichte eines 17-jährigen Mädchens, das von seiner verzweifelten, vom Vater verlassenen Mutter, mit dem Rat "be nice to gentlemen" und einem fancy dress ausgestattet in die Stadt geschickt wird, um Geld zu verdienen. Auch kein gängiges Pop-Thema, nicht 1970, nicht 2017.
Ihre letzte Platte nimmt Bobbie Gentry 1978 auf, wo sie heute ist, das fragen sich viele, auch Kolleginnen, die sie bewundern, von Beth Orton bis Jill Sobule. Letztes Wort von Bobbie Gentry: "'Fancy' is my strongest statement for women's lib, if you really listen to it. I agree wholeheartedly with that movement and all the serious issues that they stand for - equality, equal pay, day care centers, and abortion rights."
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Kommentare
klauswalter
vor 6 Jahren
thanx for your interest in gentryfication & the sound of money. long live rubber soul & billie joe!
tomwaits
vor 6 Jahren
thanx for this interesting kind of gentryfication
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Playlist
1. |
Bobbie Gentry / Mississippi Delta Ode To Billie Joe / EMI |
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2. |
Lydia Lunch & Cypress Grove / Ode To Billie Joe Under The Covers / 4AD |
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3. |
Lou Donaldson / Ode To Billie Joe Mr.Shing-A-Ling / Blue Note |
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4. |
Bobbie Gentry / Ode To Billie Joe Ode To Billie Joe / EMI |
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5. |
Barney Wilen / Ode To Billie Joe Dear Prof. Leary / Polydor |
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6. |
Frank Sinatra & Ella Fitzgerald / Ode To Billy Joe / Goin’ Out Of My Head A Man And His Music / RCA |
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7. |
Bob Dylan's / Clothes Line Saga Basement Tapes / Columbia |
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8. |
Jill Sobule / Where Is Bobbie Gentry? Where Is Bobbie Gentry? / Universal |
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9. |
Beth Orton / Bobby Gentry Bobby Gentry / Island |
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10. |
Bobbie Gentry / Fancy Ode To Billie Joe / EMI |
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11. |
Bobbie Gentry / Find´Em, Fool´Em, Forgive´Em Ode To Billie Joe / EMI |
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12. |
Sid Griffin / Ode To Bobbie Gentry The Trick Is To Breathe / Rounder |
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Kommentare