Dumbo Tracks – „Dumbo Tracks“ (Album der Woche)

Cover des Debütalbums von Dumbo Tracks, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Dumbo Tracks – „Dumbo Tracks“ (Italic)

Rein statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass bei Deinem letzten Lieblingssong Jan Philipp Janzen involviert war. Der Musiker ist Teil einer schwindelerregend langen Liste von Projekten und Bands. Internationale Acts wie Stephen Malkmus, Scout Niblett, Owen Pallett oder The Field schwören auf den Kölner Schlagzeuger. Hierzulande ist er seit ein paar Jahren Drummer von Die Sterne. Als Produzent und Techniker arbeitete er an Platten von Albrecht Schrader, P.A. Hülsenbeck, Xul Zolar und PTTRNS. Und dann sind da noch seine sowie Feuilleton als auch Festivalpublikum begeisternden Hauptbands: Von Spar und Urlaub In Polen. Wir reden hier also über einen der vielleicht meistbeschäftigten Musiker dieses Landes.

Was passiert, wenn solch ein extrem gut vernetzter Künstler ein Soloalbum aufnimmt? Etwas, das erst einmal nicht besonders nach einem Solowerk klingt. Schließlich hat Janzen für die Debüt-LP seines Projekts Dumbo Tracks ausgiebig sein Rolodex ausgeschöpft: The Notwists Markus Acher, Roosevelt, Marker Starling, Peaking-Lights-Sängerin Indra Dunis und Die-Nerven-Bassist Julian Knoth leihen diesem selbstbetitelten Album ihre Stimmen (während DJ Koze obendrein einen Remix beisteuert). Doch mehr noch als die eindrucksvolle Gästeliste ist es der Sound dieses Albums, der besonders ist. Janzen hat eine Dub-LP aufgenommen. Und dabei in bester Lee-„Scratch“-Perry-Tradition das musikalische Potential seines Studios in die erste Reihe gestellt (so sehr, dass dieses gesamte Projekt nach Janzens Kölner Dumbo Studio benannt wurde).

Dem Kopf beim Denken zuhören

Im Opener „Everybody Knows“ schwebt Achers sanfte Stimme über zurückgelehnte Offbeats. Das sonst so konfrontative Geschrei von Knoth wird in „Bordstein in der Nacht“ durch scheinbar endlose Hallspiralen gefiltert. Dabei dehnt Janzen den traditionellen Dub-Sound in verschiedenste Richtungen: Durch „Compliance“ zieht sich ein bedrohlicher Vibe, angetrieben von den Gänsehaut erregenden Gesangsharmonien des nigerianischen Künstlers Portable. Das instrumentale „Total Eclipse Of My Brain“ kombiniert Kraut-Rock-Schleifen mit einsamen Melodica-Melodien. „Information Overload“ ist ein spaciger Pop-Song mit R&B-Hookline. Der Dub ist nur das grobe Framework von „Dumbo Tracks“ – die größte Freude ist es, Janzens Kopf beim Denken zuzuhören.

Veröffentlichung: 28. Oktober 2022
Label: Italic

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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