Fontaines D.C. – „Skinty Fia“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 25. April 2022

Bild des Albumcovers von „Skinty Fia“ von Fontaines D.C., das unser ByteFM Album der Woche ist.

Fontaines D.C. – „Skinty Fia“ (Partisan Records)

Weniger ist mehr. Das ist natürlich ein zum Klischee verkommener Leitsatz. Wie wahr er trotzdem ist, zeigen Fontaines D.C. uns nun schon zum dritten Mal. Was das irische Quintett von seinen gefühlt Millionen Post-Punk-Kontrahent*innen von Anfang an unterschied, ist der messerscharfe Fokus. Ihr 2019er Debüt „Dogrel“ vereinte die Präzision der frühen Wire mit der kontrollierten Melodieverliebtheit von The Strokes. Kombiniert mit der maximal empathischen Working-Class-Poesie von Sänger Grian Chatten schufen sie einige der eindrucksvollsten Gitarren-Songs der vergangenen Jahre. Ebenso auf ihrem nur ein Jahr später veröffentlichten Nachfolger „A Hero’s Death“, auf dem sie diese Formel weiter perfektionierten.

Minimales Fundament, maximale Katharsis

Und dieser Fokus ist Fontaines D.C. auch auf ihrer neuesten LP nicht abhanden gekommen. „Skinty Fia“, ihr drittes Album (mit dem ihnen der ByteFM-Album-der-Woche-Hattrick gelungen ist), beginnt mit einer nur aus einem Ton bestehenden Bassline. Der Bass wird diesen Ton für ganze drei Minuten unverändert lassen. Über dieses stoische Pumpen singt ein geisterhafter Chor den Titel des Songs: „In ár gCroíthe go deo“. Irisch für: „Für immer in unserem Herzen“. Diese Worte hätten auf dem Grabstein einer in England gestorbenen Irin stehen sollen, doch britische Behörden verweigerten den Wunsch der Familie, da die irische Sprache als „provokativ“ empfunden werden könnte. Fontaines D.C. verwandeln diesen bürokratisch-politischen Irrsinn in ein mächtiges Stück Post-Punk, das nach drei minimalistischen Minuten in maximaler Katharsis explodiert.

Dieser düstere Opener setzt die Stimmung für „Skinty Fia“, Fontaines D.C.s bis dato düsterstes Album. Eine Entwicklung, den bereits einige Tracks von „A Hero’s Death“ andeuteten. Songs wie „How Cold Love Is“ oder „Bloomsday“ kommen im drückenden Midtempo daher, mit schwergewichtigen Bassläufen. Die eine toxische Beziehung porträtierende Single „Jackie Down The Line“ wirkt wie ein realistischer Spiegel auf The Smiths’ hoffnungslos romantisches „Bigmouth Strikes Again“ (inklusive fast schon sarkastisch klingender „Uuuh-sha-la-la-las“). Diese bedrückende Atmosphäre wird an den richtigen Stellen mit spannenden Genre-Experimenten unterbrochen, wie der an Primal Scream erinnernde Madchester-Sound vom Titeltrack oder das mit strahlendem Shoegaze abschließende „Nabokov“. Auch diese experimentellen Songs bestehen oft nur aus zwei endlos wiederholten Akkorden. Mehr braucht diese Band auch nicht, um ihre Magie zu entfalten.

Veröffentlichung: 22. April 2022
Label: Partisan Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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