Gary Olson – „Gary Olson“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers „Gary Olson“ von Gary Olson

Gary Olson – „Gary Olson“ (Tapete Records)

Gary Olson arbeitet seit acht Jahren an seinem Soloalbum. Dieser lange Produktionszeitraum überrascht nicht, wenn man bedenkt: Es wäre die erste neue Musik, die der US-amerikanische Musiker seit dem letzten Album seiner Indie-Pop-Band The Ladybug Transistor 2011 veröffentlicht. Gut möglich, dass der Druck, der auf Olson lastet, gar nicht so gering ist bzw. war.

Mit The Ladybug Transistor zählte Olson in den 90er-Jahren zu einer der Schlüsselfiguren des Künstler*innen-Kollektivs Elephant 6, in dem Bands wie Neutral Milk Hotel oder The Olivia Tremor Control die seltsameren Ecken des Psych-Folks erkundeten. Seine Musik war jedoch stets anschmiegsamer als die seiner Mitstreiter*innen, mehr an die golden glänzenden Harmonien von The Beach Boys oder The Kinks angelehnt, als an verstrahlte Psychedelia. Die Songs von The Ladybug Transistor schwebten sanft. Wie klingt solche Musik unter Druck?

Wie die erste Tasse Kaffee

Die Antwort: Federleicht. Olsons selbstbetiteltes Solodebüt entstand im Wechselspiel mit den norwegischen Produzentenbrüdern Ole Johannes und Jorn Åleskjær. Acht Jahre lang reisten Skizzen und Ideen zwischen Brooklyn und Oslo hin und her, wuchsen langsam und bedacht zu elf Songs heran. Erst die Basics, sprich Gitarre, Bass, Schlagzeug, dann Schicht um Schicht die Elemente, die Olsons Musik auszeichnen: aus der Zeit gefallene Streicharrangements. Sich gegenseitig umarmende Gesangsharmonien mit Olsons weicher Stimme im Zentrum. Seine Trompetenfanfaren als zarten Kontrapunkt.

Das Ergebnis klingt so, wie sich die erste Tasse Kaffee am Morgen anfühlt. Der Opener „Navy Boats“ hätte auch von John Cale arrangiert sein können, so schön streichen die Violinen um Olsons Gesang. Die Single „Giovanna Please“ kommt im perfekten Spaziergang-Tempo daher, gemütlich einen Schritt vor den anderen setzend. Das Instrumental „Initials DC“ schwebt in Zeitlupe. Selbst flottere Songs wie „A Dream For Memory“ wirken beruhigend auf die Seele, in der entschlackenden Folk-Rock-Tradition von Künstlern wie Steve Gunn oder Chris Cohen. Olson erschafft hier eine Welt, in der das Konzept „Druck“ ganz fremd erscheint.

Veröffentlichung: 29. Mai 2020
Label: Tapete Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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