Gold Panda – „The Work“ (City Slang)
Derwin Schlecker hat viel gearbeitet. Und das nicht nur an Musik. Wobei das eigentlich schon reichen würde, schließlich ist er seit einem Jahrzehnt unter seinem Decknamen Gold Panda ein international gefeierter Electronica-Künstler. Doch der Brite hatte in den vergangenen sechs Jahren seit seiner letzten offiziellen Solo-LP „Good Luck And Do Your Best“ noch viele andere Dinge auf der Agenda.
Hart erarbeitete Entspannungsmusik
Die Arbeit, die Schlecker im Titel seiner vierten LP „The Work“ meint, ist nämlich das, was gerne Self-Care-Work genannt wird. Die Arbeit an und mit sich selbst. Ein entscheidender Moment für diese neue Reflexion war die Geburt seiner ersten Tochter. Und die damit einhergehende Feststellung, nicht mehr nur für das eigene Leben verantwortlich zu sein. Das bedeutete in seinem Fall Therapie, Sport und einige Lifestyle-Veränderungen. So hat er seit Jahren keinen Drink mehr angerührt, obwohl Gold Panda (wie viele Musiker*innen) vorher nur wenige Gigs nüchtern spielte. „Ich musste lernen, mich meinen Gefühlen zu stellen“, sagt Schlecker. „Mich bewusst damit auseinanderzusetzen, nervös oder ängstlich zu sein, anstatt diese Emotionen mit Alkohol zu betäuben.“
Die Früchte dieser Arbeit lassen sich auf „The Work“ wahrlich spüren. Es ist das bisher entspannteste Gold-Panda-Album, ein warm plätschender Fluss aus Synth-Arpeggios, Gesangssamples und IDM-Geknister. „Swimmer“ eröffnet die LP mit beatlosem Ambient-Techno. Und auch wenn im folgenden „The Dream“ die Drumpatterns beginnen, klingen die Snares und Bassdrums sanft, fast schon streichelnd. Von den vereinzelten clubtauglichen Tracks, die sich sonst verlässlich auf vorherigen Gold-Panda-Platten finden ließen, ist hier keine Spur. Stattdessen wecken die klimpernden Zitter-Samples und weichen Flötenflächen Erinnerungen an Folktronica von Bibio oder Four Tet. Musik, die wie für ausgedehnte Herbstspaziergänge gemacht zu sein scheint. Solch unfassbar angenehme Sounds wirken gerne leichtfüßig, einfach. Man sollte aber nie vergessen, wie viel Arbeit hinter solchen Klängen steckt.
Veröffentlichung: 11. November 2022
Label: City Slang