Das Jahr neigt sich dem Ende zu und alle schwelgen in Erinnerungen. Der Mensch feiert ganz klar seinen Hang zur Rekapitulation. Wie praktisch, dass wir uns kurz vor dem Abschluss einer Dekade befinden, denn umso mehr Jahres- und Jahrzentrückblicke erfreuen den Leser/Hörer/Seher. Oder auch nicht. Deshalb werden wir heute zumindest in der Presseschau jegliche Ausgaben dieser Art ignorieren.
Lieber blicken wir noch ein wenig weiter zurück und schauen, was da so plötzlich ins Jetzt katapultiert wird. Zum Beispiel ein unveröffentlichtes John Lennon Interview. Wie der NME gestern Abend meldete, wurde das Gespräch vor 41 Jahren von zwei britischen Studenten geführt, die zu Lennons Heimatstadt trampten und netterweise sogar von ihm vom Bahnhof abgeholt wurden. Das Ergebnis sind sechs Stunden Material mit John Lennon und Yoko Ono. Ausführlichere Informationen dazu findet man im New Statesman.
Jonathan Fischer wagt sich für die Süddeutsche Zeitung noch einen Schritt weiter Richtung Vergangenheit, springt aber gleichtzeitig auch wieder in die Gegenwart, wenn er sich den ‚Soul Survivors‘ widmet. Auffallend viele der Großen des Geschäfts feierten dieses Jahr ihren 70. Geburtstag. Deshalb wird hier erklärt, ‚Was wir feiern, wenn wir alte Soulstars feiern‘. Das Fazit? Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Oder: Nur die Harten kommen in den Garten.
Bei taz.de findet sich heute ein wunderbares Interview mit der wunderbaren Charlotte Gainsbourg. Anlass ist ihr neues Album ‚IRM‘, aber eigentlich spricht sie mehr über lange Zeit und noch längere Schatten, ihre Zuneigung zur Stadt und Abneigung gegen Los Angeles, über amerikanische Sauberkeit und den europäischen Hang zum Schmutz.
Um Schmutz geht es auch auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Und um Schutz. Für eine gemeinsame Zukunft. Deshalb schlich sich Radiohead-Head Thom Yorke gestern unter dem Deckmantel des Journalismus‘ in die derzeit heiligen Hallen des Bella Centers um seinen Senf auch noch dazuzugeben. Das Ergebnis, gebannt auf Videomaterial, findet man hier. Gilt Senf eigentlich auch als Schmutz? Zumindest auf einer weißen Weste…
‚Klimakatastrophe‘ wurde übrigens 2007 zum Wort des Jahres gekrönt. Dieses Jahr macht ‚Abwrackprämie‘ das Rennen, wie Welt Online berichtet. Ups, jetzt sind wir ja doch noch in die Jahresrückblickslistenfalle getappt. Naja, vielleicht wird das ja Wort des Jahres 2010?
Diskussionen
0 KommentareWinni
Dez 18, 2009Das Wort des Jahres „Abwrackprämie“ war schon lange mein Favorit. Auf Platz 10 liegt aber auch ein sehr interessantes Wort, was eine wunderbare Parodie auf die Frage „Haste mal ’nen Euro“ darstellt. „Haste mal ’ne Milliarde?“ passt in unsere Krisen gebeutelte Zeit, wo die Kluft zwischen arm und reich immer größer wird.
19.12.: Ein Lied für alle : ByteFM Magazin
Dez 19, 2009[…] schon empfahlen wir an dieser Stelle einen lesenswerten Artikel der taz über Charlotte Gainsbourgs neues Album „IRM“. Gainsbourg, […]