Im Städel Mixtape wird ein Kunstwerk mit einem Soundtrack versehen (Motiv: Edvard Munch, „Eifersucht“, 1913, Städel Museum, Frankfurt am Main, Dauerleihgabe aus Privatbesitz)
Musik und Kunst mögen sich zueinander verhalten wie Äpfel und Birnen – passen also ausgezeichnet zusammen! Stimmungen, Gefühle und Assoziationen, Stile und Motive, Geschichten, manchmal sogar biografische Bezüge – die Verbindungen können in alle erdenklichen Richtungen gehen, drängen sich manchmal förmlich auf oder überraschen aus der Tiefe. KünstlerInnen waren MusikerInnen und MusikliebhaberInnen oder umgekehrt. So entstand Helmut Middendorfs „Electric Night“ direkt aus dem Lebensgefühl der späten 70er- und 80er-Jahre, aus der Subkultur von Punk und New Wave. Umgekehrt hat der Bildende Künstler Andy Warhol den Musiker und Künstler David Bowie zu dem Song „Andy Warhol“ inspiriert. Jonathan Richman singt über Vermeer und die Werke von Arnold Böcklin wurden gar mehrfach vertont.
Ab sofort ergründen wir in der neuen Sendung Städel Mixtape regelmäßig diese Querbezüge. Was für Klänge waren zur Entstehung des Bildes gerade en vogue? Musizierten die KünstlerInnen gar selbst oder fanden sie Musik vielleicht schrecklich? Ausgehend von einem Kunstwerk aus der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main wird jede Sendung zum synästhetischen Experiment. Aus 700 Jahren Kunstgeschichte, aus über 100.000 Werken wird für jede Sendung ein Kunstwerk ausgewählt – und mit einem Soundtrack versehen.
Edvard Munch & die Eifersucht
In der ersten Ausgabe am 15. Juni 2019 dreht sich alles um das Werk „Eifersucht“ von Edvard Munch. Der norwegische Künstler visualisiert das mächtige und destruktive Gefühl mit seinen Mitteln, den Farben: In einem Dreierporträt zeigt er eine Frau zwischen zwei Männern, der eine Grün vor Raserei, der andere in sich gekehrt, das Gesicht Gelb vor Eifersucht. Letzterer trägt die Züge des Künstlers.
Das Gemälde spiegelt aber nicht nur ein Gefühl, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen: Im Mittelpunkt steht eine emanzipierte, starke Frau, wie es sie in Munchs Bohème-Kreisen oft gab. Über seine Zeit schreibt der Künstler 1929 in einer Tagebuchnotiz: „Da war es die Frau, die verführt und lockt und den Mann betrügt. Die Zeit von Carmen.“ – Habanera! Hätte Munchs Eifersucht tatsächlich einen Sound, würde es nach der berühmten Arie klingen? Oder doch nach John Lennon, Manfred Krug, The Streets oder Dolly Parton – die alle das titelgebende Gefühl der Eifersucht besungen haben? Antworten darauf gibt es am 15. Juni von 12 bis 13 Uhr im Städel Mixtape mit Till Kober.