Yves Tumor – „Heaven To A Tortured Mind“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 6. April 2020

Bild des Albumcovers „Heaven To A Tortured Mind“ von Yves Tumor

Yves Tumor – „Heaven To A Tortured Mind“ (Warp Records)

„Heaven To A Tortured Mind“, das vierte Album des Genre- und Geschlechtergrenzen einreißenden Projekts Yves Tumor aus Tennessee, beginnt mit dem Pathos eines Boxers, der zu seinem großen Comeback-Match in den Ring steigt. Das ist überhaupt nichts Schlechtes. Die Bläser-Fanfaren in „Gospel For A New Century“ geben einem das Gefühl, einen Marathon laufen zu können. Obwohl man die Wohnung seit Wochen nicht verlassen hat. „Come and light my fire, baby“, singt Tumor im Refrain – und man nimmt ihm jede Silbe dieses Mackertums ab. Es ist womöglich der mächtigste Album-Eröffnungstrack, den das Jahr 2020 bisher zu bieten hat.

Tumor, mit bürgerlichem Namen Sean Bowie, gibt sich auf diesem Album als wahrer Rockstar. Das ist im Anblick seiner Diskografie ein ziemliches Wunder. Bowie startete zum Beginn der 10er-Jahre mit gediegenem Chillwave, damals noch veröffentlicht unter dem Namen Teams. Die ersten LPs unter dem Namen Yves Tumor waren abgefahrene Noise-Experimente, mehr von Throbbing Gristle als von The Doors beeinflusst. Vor zwei Jahren begann die Transformation zum Rockstar, mit dem dritten Album „Safe In The Hands Of Love“, auf dem Tumor ein paar hinterlistig eingängige Pop-Songs versteckte.

Transformation zum Rockstar

Mit „Heaven To A Tortured Mind“ ist die Transformation komplett. Wie auch beim Vorgänger sitzt Produzent Justin Raisen an den Reglern. Dieser hat bereits mit Mainstream-Acts wie Charli XCX und Sky Ferreira als auch mit Künstlerinnen wie Kim Gordon und Angel Olsen zusammengearbeitet und trifft bei Tumor damit genau die richtige Balance zwischen Weirdness und Pop-Appeal. Direkt nach „Gospel For A New Century“ folgt „Medicine Burn“, in dem Tumor über cremig verzerrte Gitarren die Silben mit spürbarem Genuss dehnt.

Ganz hat Tumor den Kontakt zu seinen experimentellen Wurzeln nicht verloren. In „Asteroid Blues“ erklingt statt einem Gitarren-Riff weißes Rauschen, als Kontrapunkt zur funky Bass- und Schlagzeug-Arbeit. Tumor ist mehr als nur Rockstar. Dieser Mensch kann so ziemlich alles sein. „Kerosene!“ beginnt als Duett-Ballade mit der Avantgarde-R&B-Sängerin Diana Gordon, bis plötzlich ein E-Gitarren-Solo explodiert, bei dem man denkt, Prince wäre wieder auferstanden. „I can be anything“, singt Tumor über diesen Wahnsinn und man spürt, was er meint.

Veröffentlichung: 3. April 2020
Label: Warp Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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