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Elbphilharmonie Mixtape Fokus Afrofuturism

ByteFM: Elbphilharmonie Mixtape vom 16.08.2022

Ausgabe vom 16.08.2022: Fokus Afrofuturism

"In Amerika schwarz zu sein, ist eine Science-Fiction-Erfahrung", sagte der US-amerikanische Kulturkritiker und Musiker Greg Tate einmal im Interview. Damit verwies er auf die realen Wurzeln des Afrofuturismus, einem Imaginationsraum, in dem in Musik, Film, Literatur und weiteren Kunstformen Menschen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora im Zentrum futuristischer Ideen, Handlungen und Settings stehen. Der Begriff "Afrofuturism" wurde erstmals 1993 in dem wirkmächtigen Interviewessay "Black To The Future" von dem Kritiker Mark Dery verwendet, der darunter u. a. Bilder von Jean-Michel Basquiat, Romane von Samuel R. Delany und Octavia Butler, Filme von John Sayle und Lizzie Borden und Musik von Jimi Hendrix, Sun Ra, Parliament oder auch Public Enemy versammelte.

Im Mittelpunkt stand für Dery dabei die Frage: Kann eine Community, deren Vergangenheit systematisch ausgelöscht wurde und deren Energien anschließend in der Suche nach lesbaren Spuren dieser Vergangenheit gebunden wurden, mögliche Zukünfte imaginieren?

Bei der Katalogisierung des Afrofuturism wurde schnell klar – sie konnte dies durchaus. Besonders in der Musik, ausgehend vom sogenannten Space Age der 1950er-Jahre, haben Künstler*innen aus der Afrodiaspora ab den 1960er-Jahren an der Schnittstelle von Imagination, Technologie, Raumfahrt, Utopie und Befreiung konzeptuell reiche Werke verfasst. Von Hendrix' "Electric Ladyland" und John und Alice Coltranes "Cosmic Music" über Sun Ras "Space Is The Place" und die Mothership Connection von George Clintons Parliament bis hin zu gegenwärtigen Künstler*innen wie Janelle Monáe, Solange Knowles, Shabazz Palaces oder Flying Lotus, ist Afrofuturism thematisch über die folgenden Jahrzehnte nie verschwunden und erlebt seit der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre eine Renaissance, die bis in den popkulturellen Mainstream reicht.

Die Elbphilharmonie veranstaltet zwischen August und November in diesem Jahr den Schwerpunkt Fokus Afrofuturism, in dessen Rahmen Sons Of Kemet, Angel Bat Dawid & Tha Brotherhood, Chief Xian aTunde Adjuah, das Ravi Coltrane Quintet, Theo Croker und das Sun Ra Arkestra in das Konzerthaus an der Elbe kommen. Außerdem wird es im Begleitprogramm Filmvorführungen, Vorträge und Listening Sessions geben.

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Playlist

1.  Janelle Monáe / Violet Stars Happy Hunting!!!
Metropolis: The Chase Suite / Bad Boy Records
2.  Sun Ra / Interplanetary Music No. 1
The Space Age Is Here To Stay / Modern Harmonic/Sundazed Music
3.  Parliament / Mothership Connection (Star Child)
Mothership Connection / The Island Def Jam Music Group
4.  Public Enemy / Fear Of A Black Planet
Fear Of A Black Planet / Def Jam Recordings
5.  Erykah Badu / Dial‘Afreaq
But You Caint Use My Phone (Mixtape) / Motown Records/UMG
6.  Solange / Things I Imagined
When I Get Home / Columbia Records/Sony Music
7.  Sons Of Kemet / Think Of Home
Black To The Future / UMG/Impulse! Records
8.  Jas Keyser / Dream
Jas 5ive / Jazz re:freshed
9.  Angel Bat Dawid & Tha Brotherhood / Destination
Live / International Anthem
10.  Chief Xian Atunde Adjuah / Diaspora
Axiom / Ropeadope
11.  Alice Coltrane / The Sun
Cosmic Music / The Verve Music Group/UMG
12.  Theo Croker, Jamila Woods / Divinity
Love Quantum / Star People Nation/Sony Music
13.  Sun Ra / Space Is The Place
The Other Side Of The Sun / Enterplanetary Koncepts