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Kramladen Robert Palmer – zum 75. Geburtstag (*19.01.1949; †26.09.2003)

ByteFM: Kramladen vom 18.01.2024

Ausgabe vom 18.01.2024: Robert Palmer – zum 75. Geburtstag (*19.01.1949; †26.09.2003)

„Bist du Dressman oder Künstler?“, soll ihn ein Journalist mal provozierend gefragt haben. Natürlich war er Künstler, ein großer sogar, aber er liebte es, elegant gekleidet zu sein - was in den späten 60er und frühen 70er Jahren, als seine Karriere begann, für einen Rocksänger von vielen als deplatziert angesehen wurde. Robert Palmer war ein Ästhet, er liebte das Schöne und konnte doch den dirty old Blues authentisch singen.

Karrierestart in der Band von Alan Bown

Seine Karriere als Rocksänger begann 1969 in der Londoner Band The Alan Bown Set, einer renommierten Rhythm’n’Blues-Band, aus deren Reihen prominente Rockmusiker hervorgegangen sind: Mel Collins (später bei King Crimson und Alan Parsons Project), John Helliwell und Dougie Thompson (beide später bei Supertramp) – und nicht zuletzt Robert Palmer, der anschließend, 1971, zusammen mit der Sängerin Elkie Brooks die vielversprechende Band Vinegar Joe gründete. Robert Palmer spielte Rhythmusgitarre und teilte sich den Lead-Gesang mit der Power-Sängerin Elkie Brooks. Das musikalische Konzept, Soul und Rhythm’n’Blues mit Elementen das Hard und Progressive Rock zu verbinden und mit einem starken Gesangsduo zu präsentieren, machte Vinegar Joe zu einer angesagten Liveband. Nach drei ausgezeichneten Alben, die allerdings nicht den erhofften kommerziellen Erfolg brachten, lösten sich Vinegar Joe auf und Robert Palmer begann 1974 seine Solokarriere.

Robert Palmer solo

Schon sein Debütalbum „Sneakin' Sally Through The Alley”, das gemeinsam mit Bandmitgliedern von The Meters, mit Lowell George von Little Feat und dem New Orleans-Musiker Allen Toussaint eingespielt wurde, erntete viel Kritikerlob. Sein eklektischer, stilistisch offener Ansatz entwickelte sich mit den nächsten Alben immer weiter. Seine Stilverschmelzung von Rhythm’n’Blues, Soul, Funk, Jazz, Rock, Reggae und Dance-Pop war Mitte bis Ende der 70er Jahre noch eine Novität und machte entsprechend Schule.
Die folgenden Soloalben „Pressure Drop“ (1975) und „Some People Can Do What They Like“ (1976) waren musikalisch gelungen, kamen aber nicht über den Status des Achtungserfolgs hinaus. Erst mit den Songs „Every Kinda People“ aus dem Reggae-beeinflussten Album „Double Fun“ (1978) und „Bad Case of Loving You“ aus dem Rock-dominierten Nachfolgealbum „Secrets“ (1979) schaffte er den Durchbruch.

Erste Erfolge auch in Deutschland

Mit dem Synthiepop-Song „Johnny and Mary“ aus dem Album „Clues“ (1980) wurde Robert Palmer auch in den deutschsprachigen Ländern populär. Die kommerzielle Eignung des eingängigen Songs wurde auch vom französischen Autokonzern Renault erkannt, der „Johnny and Mary“ über viele Jahre als Werbemusik nutzte, was dem Songschreiber Robert Palmer hohe Tantiemen-Einnahmen bescherte.

Ende 1984 schloss sich Robert Palmer mit dem Bassisten John Taylor und dem Gitarristen Andy Taylor von Duran Duran zusammen und gründete gemeinsam mit Tony Thompson von Chic die Band Power Station, die kurzzeitig sehr erfolgreich war. Doch bereits nach dem Debütalbum „The Power Station“ (1985) zog es Robert Palmer vor, als Solist weiter zu machen und feierte 1986 mit „Addicted To Love“ seinen ersten Welthit. In der Folge stieg er zum MTV-Star auf, produzierte sehr erfolgreiche Videoclips, bei denen er meist von Models oder teils leicht bekleideten Beautys umgeben war. Er inszenierte sich als Ladies‘ Man, distinguiert, lässig und stets in feinem Zwirn. So auch in den Videos „I Didn’t Mean to Turn You On“ (1985) und „Simply Irresistible“ (1988). Musikalisch hielt er aber stets sein bekanntes Niveau, auch auf seinem kommerziellen Höhepunkt. Alleine in den USA erreichte sein Erfolgsalbum „Riptide“ (1985) die Verkaufszahl von über zwei Millionen Exemplaren.

Der Zenit, was den Publikumserfolg anging, schien überschritten

Mit der Dylan-Adaption „I’ll Be Your Baby Tonight“, aufgenommen mit der Reggae-Band UB40, erzielte Robert Palmer 1990 seinen letzten großen internationalen Hit, wobei Kritiker anmerkten, dass der Erfolg wohl mehr der Qualität des Videos geschuldet sei als der Originalität der Musik.
Die beiden Folgealben, „Ridin‘ High“ (1992), das mit großem Orchester aufwändig arrangierte Jazz-Standards enthielt und „Honey“ (1994), ein ambitioniertes, stilistisch wild gemixtes, von Ethnobeat bis Heavy Metal reichendes Album, offenbarten, dass er nur noch machen wollte, wonach ihm gerade der Sinn stand. Sein Publikum schien er aber allmählich zu verlieren.

Zusammenarbeit mit Carl Carlton

Noch zwei Blues-Alben folgten: das nach Carl Carltons Meinung zu sehr elektro-lastige Album „Rhythm’n’Blues“ (1999) und das exzellente „Drive“ von 2003. Bevor es zu einer großen Blues-orientierten Tour kommen konnte, um das Album „Drive“ zu promoten, starb Robert Palmer völlig überraschend in Paris an einem Herzinfarkt.
Die letzten beiden Alben entstanden in Zusammenarbeit mit dem deutschen Blues- und Rock-Gitarristen, Sänger und Songschreiber Carl Carlton, der die Alben auch mitproduzierte. In seinen letzten Lebensjahren hatte Robert Palmer bei Konzerten, Studioaufnahmen, sogar beim Schreiben von Songs, sehr eng mit Carl Carlton kooperiert.
Im Interview vom 13.01.24, das Bestandteil dieses Kramladens ist, berichtet Carl Carlton über die Zusammenarbeit mit Robert Palmer, über dessen musikalische Qualitäten als Sänger, Songschreiber und Arrangeur, gibt Einblicke in das Privatleben und erzählt von den persönlichen Einstellungen und Eigenarten des großen Musikers Robert Palmer.
Das knapp einstündige Interview mit Carl Carlton ist hier zu hören.

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Robert Palmer / Lucky
Drive / Compendia
3.  Robert Palmer / Honey A / You’re Mine
Honey / EMI
4.  The Alan Bown Set / Gypsy Girl
The Alan Bown! / Deram
5.  Vinegar Joe / See The World
Vinegar Joe / Island Records
6.  Robert Palmer / Every Kinda People
Double Fun / Island
7.  Robert Palmer / Johnny And Mary
Clues / Island
8.  Robert Palmer / Addicted To Love
Riptide / Island
9.  Robert Palmer / Respect Yourself
Respect Yourself / EMI
10.  Robert Palmer / Know By Now
Greatest Hits / EMI
11.  Robert Palmer / I Need Your Love So Bad
Drive / Compendia