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Was ist Musik Laura und andere Girls

ByteFM: Was ist Musik vom 10.02.2020

Ausgabe vom 10.02.2020: Laura und andere Girls

„Es muss sich – nicht sehr originell – wieder einmal um die Angst vor dem Unbekannten und Nicht-Einzuordnenden handeln, und darum, dass hier jemand viel zu viel von allem war: zu viel Musik, Soul, R&B, Jazz, Folk, Gospel, Debussy, Kirchenmusik, Ravel und Broadway Show Tunes. Zu viele harmonische und rhythmische Brüche, zu viele Asymmetrien. Zu viel Text mit zu vielen Rätseln und Mysterien zwischen zu viel Himmel und Hölle. Zu viel Überirdisches, zu viel Jenseitiges, zu viel Andersartigkeit, zu viel Eigenständigkeit, und ja, bestimmt auch zu viel Weiblichkeit.

Dazu der Kleidungsstil, der nicht den Moden der Zeit entsprach, die Performance und der Gesangsstil, die Art der »Karriereführung«, die sich gängigen Veröffentlichungsintervallen sowie Promo- und Konzerttouren bald verweigerte. Die Ablehnung von Etikettierungen, von »Tagging« und Klassifizierung, von Schubladen und der Vereinnahmung für die Zwecke anderer. Überhaupt – dieses Sein und diese Songs zwischen Suada und Philippika, zwischen sanfter Überredung und wütender Brandrede. Überall bei Nyro wimmelt es von Ambivalenzen und Paradoxa. Ihre Songs sind mal wie Würfel, die rund und sanft wie kleine Kugeln kullern, statt ungelenk über den Boden zu taumeln, und dann wieder wie Kugeln, die stolpern und anecken, statt geschmeidig über die Ebene zu gleiten. Siebenseitige, runde Würfel; eckig-gebogene Kugeln. Und all das kann im nächsten Moment als folgenreiches Geschoss auf einen zuzurasen. Zu viel. Natürlich macht das Angst.“

Das schreibt Ebba Durstewitz, Mitgründerin der famosen Band JaKönigJa über Laura Nyro. Es ist einer von rund 150 Texten in dem Buch „These Girls – Ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte“. Ein paar Dutzend Autor*innen schreiben über Girls, Frauen und Pop-Künstlerinnen, „die dem Feminismus eine neue Facette gaben“, so der Verlag. Das Spektrum reicht von Nina Simone zu Ebow, von Aretha Franklin zu Lana Del Rey, von Karen Carpenter bis Peaches. Juliane Streich, die Herausgeberin, spricht über „These Girls“, Ebba Durstewitz schwärmt von Laura Nyro, ohne Einflussangst.

Mehr Beiträge aus dem Buch demnächst in Was ist Musik.

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Playlist

1.  Nina Simone / Funkier Than A Mosquito's Tweeter
To Be Free / RCA
2.  Nina Simone / I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free
To Be Free / RCA
3.  JaKönigJa / Spukhafte Fernwirkung
Emanzipation Im Wald / Buback
4.  Laura Nyro / And When I Die
And When I Die / Columbia
Queen Esther Marrow / And When I Die
Sassafras & Moonshine / The Songs Of Laura Nyro
6.  Todd Rundgren / Baby Let's Swing
Baby Let's Swing / RCA
7.  Bill Puka / Sunshine Days
Sunshine Days / Reprise
8.  Laura Nyro / Captain Saint Lucifer
New York Tendaberry / Columbia
9.  JaKönigJa / Sei Hoch Wohlgeboren
Ebba / Moll
10.  Laura Nyro / Stoned Soul Picnic
Stoned Soul Picnic / Columbia
11.  Laura Nyro / Wedding Bell Blues
Wedding Bell Blues / Columbia
12.  Morrissey & Billie Joe Armstrong / Wedding Bell Blues
Wedding Bell Blues / Sony