Jimi Hendrix
Was The Beatles für Songwriting und Bob Dylan für die Kunstform „Songtext“ waren, war Jimi Hendrix für die E-Gitarre. Eine klare Zäsur in der Pop-Geschichte, nach der nichts mehr war wie vorher. So ziemlich jeder Mensch, der nach 1970 einen elektrischen Sechssaiter in die Hand nahm, war, in dem was er oder sie tat, in irgendeiner Form von dem US-amerikanischen Musiker beeinflusst. Ob er oder sie das wollte oder nicht. Hendrix änderte die Spielregeln dieses Instruments fundamental. In seiner nur vier Jahren umspannenden Solokarriere demonstrierte er, wozu diese sechs Saiten in der Lage sein können: impressionistischer Lärm, liebevolle Melodienbögen, gewaltige Explosionen. Heute, am 18. September 2020, ist sein 50. Todestag.
Zahnsplitter auf der Bühne
Sein Weg zu diesen sechs Saiten begann mit nur einer einzigen. James Marshall „Jimi“ Hendrix, geboren am 27. November 1942 in Seattle, fand sein erstes Instrument im Müll: eine lädierte Ukulele, die mit nur noch einer Saite bespannt war. Der Zehnjährige brachte sich das Spielen dieses Instruments zu den Klängen von „Hound Dog“ bei. Ein Jahrzehnt später zog er nach Tennessee und machte sich dort als Studiomusiker einen Namen, der unter anderem Ike & Tina Turner und Sam Cooke begleitete.
Von 1966 an sollte er nie wieder im Hintergrund musizieren. In London lernte er den Bassisten Noel Redding und den Schlagzeuger Mitch Mitchell kennen, kurze Zeit später gründeten sie die Band The Jimi Hendrix Experience. Ihr triumphaler Aufstieg kam schnell – speziell aufgrund von Hendrix‘ manischer Bühnenpräsenz. Auf den mit Zahnsplittern gesprenkelten Bühnen von Tennessee hatte er einige Showtricks gelernt, spielte sein Instrument mit den Armen hinter den Rücken, mit der Zunge, mit den Zähnen.
Liebevolle Melodien, bestialischer Lärm
Mit solchen Live-Gimmicks wurde er berühmt. Legendär wurde er mit seinem Sound. Seine Gitarre war eine Allzweckwaffe: Einerseits verstand er wie kein Zweiter die Macht der Melodie, konnte kristallene Tonfolgen aus seinen Ärmeln schütteln, wie in „Castles Made Of Sand“ oder „Little Wing“. Doch wenn er mit Fuzzbox, Wah-Wah-Pedal und seinen an (wirklich!) allen Reglern maximal aufgedrehten Marshall-Verstärkern loslegte, konnte er wahrlich bestialischen Lärm erzeugen – ohne dabei das Gespür für die Musik zu verlieren. Songs wie „Purple Haze“ oder seine Instrumentalversion der US-amerikanischen Nationalhymne machten das Feedbackgeheul zur Kunstform.
Als Hendrix am 18. September 1970 in London infolge einer Überdosierung von Schlaftabletten starb, war er 27 Jahre alt. In seinem kurzen Leben veröffentlichte er nur drei Studioalben, jedes von ihnen ein Gamechanger: Vom selbstbewussten, aber noch nicht voll realisierten Debüt „Are You Experienced“ über das nuanciertere „Axis: Bold As Love“ bis zum mehrspurigen Experimental-Rock-Wahnsinn seines Schwanengesanges „Electric Ladyland“. Miles Davis nannte ihn in einem Atemzug mit John Coltrane – und er wusste, wovon er redet. „Mein Ziel ist es, eine Welt ohne Grenzen zu erschaffen“, sagte Hendrix einst. Wenige rissen in der Pop-Musik so viele Grenzen ein wie er.
Jimi Hendrix im Programm von ByteFM
Anlässlich seines 50. Todestags ist Jimi Hendrix am 18. September um 14 Uhr Thema im ByteFM Magazin mit Leif Gütschow. Mitglieder im Förderverein „Freunde von ByteFM“ haben darüber hinaus die Möglichkeit, noch tiefer in das Hendrix-Universum einzutauchen. So zum Beispiel mit Volker Rebells Kramladen: Am 17. September 2020 würdigte unser Moderator den Gitarren-Zauberer mit einer Radiostunde, das ein Interview ins Zentrum stellt, das Hendrix bei einer Radio-Pressekonferenz 1969 gegeben hat. Die Kramladen-Ausgabe vom 30. November 2017 zeichnete hingegen die kurze und bewegte Karriere des US-Musikers nach. Auch Heinrich Oehmsen und Lea Karwoth haben Jimi Hendrix anlässlich seines 75. Geburtstages in der Sendung Das Draht vom 3. Dezember 2017 geehrt. Alle Sendungen sind nachzuhören im ByteFM Archiv.
Diskussionen
1 KommentareAndre
Mrz 27, 2021Der begabteste Musiker des 20’sten Jahrhunderts.
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