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Kramladen 26.11.2009

ByteFM: Kramladen vom 26.11.2009

Ausgabe vom 26.11.2009:

„All Things Must Pass“ – zum 8. Todestag von George Harrison

Vor 40 Jahren erschien die Beatles-Single „Something“ und belegte am 29.11.1969 Platz 1 der US-Single-Charts. Es war der erste Nr. 1-Hit für den Songschreiber George Harrison und eine späte Genugtuung für ihn, der als Komponist immer im Schatten der beiden Über-Beatles Lennon/McCartney stand. Mit „Something“ und „Here Comes The Sun“ lieferte George Harrison die beiden populärsten Songs des Beatles-Albums „Abbey Road“ und bewies damit sein lange unterschätztes Können auch als erfolgreicher Songschreiber.

Er war es auch, der als erster der Fab Four die Nach-Beatles-Ära erfolgreich begann. Sein Triple-Album „All Things Must Pass“ belegte Ende 1970 Platz 1 der US-LP-Charts. Und seine Solo-Single „My Sweet Lord“ stand im Frühjahr 1971 fünf Wochen lang an der Spitze der britischen Charts. Am immensen Erfolg dieser Komposition sollte er allerdings keine Freude haben, denn er wurde mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Die Rechteinhaber des Hits „He’s So Fine“ von The Chiffons aus dem Jahre 1963 verklagten Harrison wegen der Verletzung des Urheberechts. Tatsächlich sind die musikalischen Übereinstimmungen zwischen beiden Songs erheblich. George Harrison musste rund 1,6 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Auch die beiden Komponisten des Cliff Richard-Hits „Congratulations“ von 1968 klagten erfolgreich, weil der George Harrison-Song „It’s Johnny’s Birthday“ aus dem Album „All Things Must Pass“ in wesentlichen Zügen ihrer Komposition entsprach.

Am 1. August 1971 organisierte George Harrison das erste große Benefiz-Festival der Popgeschichte „Concert For Bangla Desh“, das allerdings wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in Misskredit geriet – wofür George Harrison allerdings keine Schuld traf. Zu den Stars des Benefizkonzertes gehörten Bob Dylan, Eric Clapton, Ringo Starr und Ravi Shankar. Das Dreifach-Album „The Concert For Bangla Desh“ zählt bis heute zu den wichtigsten Live-Dokumenten der Popmusik.

Es dauerte lange bis George Harrison wieder ein Album veröffentlichte, das sowohl bei den Kritikern Bestand hatte als auch beim Publikum ankam: das Album „Cloud Nine“ von 1987 enthielt sogar wieder einen Nummer 1-Hit mit der Single „Got My Mind Set On You“ (geschrieben allerdings schon 1962 von Rudy Clark für den Sänger James Ray).

Ein Jahr nach seinem Tod erschien im November 2002 das Album „Brainwashed“ mit den letzten Songs von George Harrison, fertiggestellt von seinem Sohn Dhani und dem Produzenten Jeff Lynne. George Harrison hatte sich gewünscht, diese Songs, die er im Stadium seiner schweren Erkrankung geschrieben und rudimentär aufgenommen hatte, einfach und rau wie Demoaufnahmen zu belassen. Doch seine beiden Nachlassverwalter konnten der Versuchung nicht widerstehen, die schlicht eingespielten Original-Songs in ein opulentes Arrangement zu verpacken. 2006 erschien als digital überarbeitete Wiederveröffentlichung das George Harrison-Album aus dem Jahre 1971, dessen Titel programmatisch für die Botschaft des spirituellen, dem Hinduismus zugewandten Ex-Beatle ist: „Living In The Material World“.

Im Alter von 58 Jahren starb der jüngste Beatle am 29. November 2001 an einem schweren Krebsleiden. Ausgerechnet er wurde von der schlimmsten Geißel der Menschheit gleich mehrmals heimgesucht. Er, der spirituellste der Fab Four, der als zutiefst gläubiger Mensch mit sich und seinem Leben im Reinen war, wie er immer wieder in Interviews sagte, musste gleich drei verschiedene Krebserkrankungen erleiden. Die ersten beiden konnte er überwinden, doch ein inoperabler Hirntumor ließ ihm schließlich keine Chance mehr.
In der Gitarrenzunft hat George Harrison bis heute einen guten Ruf. Vor allem in den sechziger Jahren galt er als Neuerer, was Soundexperimente anging. Er war der erste Popmusiker, der sich mit der indischen Sitar ernsthaft beschäftigte und das Interesse der Popwelt für die indische Philosophie weckte. Der am 5. Februar 2008 verstorbene Guru Maharishi Mahesh Yogi hatte seinen Ruhm im Westen vor allem George Harrison zu verdanken. Doch es wäre falsch, den „stillen Beatle“ nur als vergeistigten, religiösen Menschen darzustellen.

George Harrison produzierte z.B. die bitterböse Jesus-Filmsatire „Das Leben des Brian“ von Monthy Python, finanzierte die Beatles-Parodie „The Rutles: All You Need Is Cash“ und beteiligte sich als „Nelson Wilbury“, neben Bob Dylan, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison an den Traveling Wilburys.

Vor fünf Monaten erschien die Compilation „Let It Roll – The Songs Of George Harrison“ mit seinen wichtigsten Songs und ein paar Raritäten. Auch aus dieser bislang letzten Veröffentlichung werden Ausschnitte im Kramladen zum 8. Todestag von George Harrison zu hören sein.

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  George Harrison / I Don’t Want To Do It (Bob Dylan)
Let It Roll – Songs By George Harrison / Dark Horse / Apple / Parlophone / EMI
3.  George Harrison / Any Road
Brainwashed / Dark Horse / Parlophone / EMI
4.  The Beatles / Long, Long, Long
The Beatles (White Album, remastered) / Apple / EMI
5.  David Bowie / Try Some, Buy Some
Reality / Columbia
6.  George Harrison / Give Me Love
Living In The Material World / Apple / Parlophone / EMI
7.  George Harrison / Miss O’Dell
Living In The Material World / Apple / Parlophone / EMI
8.  The Beatles / Montage: Don’t Bother Me / Taxman / Piggies
With The Beatles / Taxman / White Album / Apple / EMI
9.  George Harrison / Something
The Concert For Bangla Desh / Apple / EMI
10.  George Harrison / Brainwashed
Brainwashed / Dark Horse / Parlophone / EMI
12.  The Beatles / Within You Without You (background)
Sgt. Pepper’s Hearts Club Band / Apple / EMI
13.  George Harrison / While My Guitar Gently Weeps
The Concert For Bangla Desh / Apple / EMI