Was ist Musik Die Diaspora war nach Hause zurückgekehrt
Aus der taz vom 11.3.16:
Er sagt „ich“ statt „die Gesellschaft“
Westküsten-Rapper Kendrick Lamar auf der Suche nach Transzendenz und Erlösung. Sein neues Album „untitled unmastered“ erscheint digital.
Von Christian Werthschulte
„Kendrick Lamar schreibt an einem Bildungsroman und das auf mittlerweile drei Alben. Er beginnt mit ein paar Schreibübungen im damals angesagten HipHop-Idiom („Section 80“), dann entdeckt Lamar auf „Good Kid, M.A.A.D City“ den Sound seines Heimstadtteils Compton in Los Angeles für sich. Schließlich entpuppt er sich vor einem Jahr auf „To Pimp a Butterfly“ als junger Künstler, der sein Verhältnis zur Welt nach Ruhm und psychischen Konflikten neu bestimmen muss. Selbstverständlich haben im jeden Kapitel dieser Erzählung Alltagsrassismus, Armut und Polizeigewalt Gastauftritte. Aber wie in ähnlichen Erzählungen über das Erwachen des Bewusstseins, was es bedeutet, als Nachkomme von Sklaven in den USA aufzuwachsen, sagt auch Lamar lieber„Ich“ als „die Gesellschaft“. Was genau dieses „Ich“ bezeichnet, ist dabei längst seiner Kontrolle entglitten. Für die einen verkörpert Lamar den Soundtrack zu #blacklivesmatter, die zeitgenössische Verkörperung des afro-amerikanischen Weltgeistes, der auf seinen Platten Gangster-Rapper wie 2Pac und Afrobeat-Erfinder Fela Kuti als afrozentrische Gespenster in den Dialog bringt. Andere werfen ihm genau diese Beflissenheit vor und wünschen sich, dass der Conscious-Rapper aus dem Ghetto wieder mehr über die Straße und weniger über sein Bewusstsein rappt. Lamar selbst löst diese Gegensätze im bislang letzten Kapitel seines Bildungsroman schließlich auf: Bei seiner Performance bei den diesjährigen Grammys begann sein Auftritt als Kettenhäftling in Sträflingskleidung und endete mit einer Tanzperformance in afrikanischer Bemalung, die direkt von Fela Kutis Auftritten in den mittleren
70ern inspiriert war. Schließlich projizierte er eine Karte von Afrika hinter sich, in der Mitte der Schriftzug „Compton“ ‒ die Diaspora war nach Hause zurückgekehrt.“
In der Süddeutschen Zeitung hat sich Jan Kedves auch mit Kendrick Lamar beschäftigt.
Also starring: Babyfather ft.Arca, Moodymann, Pusha T, Saul Williams, Kanye West, Rihanna, Still Weavens, Sadevillain, Fela Kuti, ...
Er sagt „ich“ statt „die Gesellschaft“
Westküsten-Rapper Kendrick Lamar auf der Suche nach Transzendenz und Erlösung. Sein neues Album „untitled unmastered“ erscheint digital.
Von Christian Werthschulte
„Kendrick Lamar schreibt an einem Bildungsroman und das auf mittlerweile drei Alben. Er beginnt mit ein paar Schreibübungen im damals angesagten HipHop-Idiom („Section 80“), dann entdeckt Lamar auf „Good Kid, M.A.A.D City“ den Sound seines Heimstadtteils Compton in Los Angeles für sich. Schließlich entpuppt er sich vor einem Jahr auf „To Pimp a Butterfly“ als junger Künstler, der sein Verhältnis zur Welt nach Ruhm und psychischen Konflikten neu bestimmen muss. Selbstverständlich haben im jeden Kapitel dieser Erzählung Alltagsrassismus, Armut und Polizeigewalt Gastauftritte. Aber wie in ähnlichen Erzählungen über das Erwachen des Bewusstseins, was es bedeutet, als Nachkomme von Sklaven in den USA aufzuwachsen, sagt auch Lamar lieber„Ich“ als „die Gesellschaft“. Was genau dieses „Ich“ bezeichnet, ist dabei längst seiner Kontrolle entglitten. Für die einen verkörpert Lamar den Soundtrack zu #blacklivesmatter, die zeitgenössische Verkörperung des afro-amerikanischen Weltgeistes, der auf seinen Platten Gangster-Rapper wie 2Pac und Afrobeat-Erfinder Fela Kuti als afrozentrische Gespenster in den Dialog bringt. Andere werfen ihm genau diese Beflissenheit vor und wünschen sich, dass der Conscious-Rapper aus dem Ghetto wieder mehr über die Straße und weniger über sein Bewusstsein rappt. Lamar selbst löst diese Gegensätze im bislang letzten Kapitel seines Bildungsroman schließlich auf: Bei seiner Performance bei den diesjährigen Grammys begann sein Auftritt als Kettenhäftling in Sträflingskleidung und endete mit einer Tanzperformance in afrikanischer Bemalung, die direkt von Fela Kutis Auftritten in den mittleren
70ern inspiriert war. Schließlich projizierte er eine Karte von Afrika hinter sich, in der Mitte der Schriftzug „Compton“ ‒ die Diaspora war nach Hause zurückgekehrt.“
In der Süddeutschen Zeitung hat sich Jan Kedves auch mit Kendrick Lamar beschäftigt.
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