„Music From Big Pink“ von The Band wird 50 Jahre alt

„Music From Big Pink“ von The Band wird 50 Jahre alt

The Band – „Music From Big Pink“ (Capitol Records)

All das, was heutzutage in der Pop-Musik Americana genannt wird, fand seinen Ursprung in einem großen, pinken Haus in der US-amerikanischen Kleinstadt Saugerties. Mitte der 60er-Jahre nahm Bob Dylan in diesem beschaulichen, „Big Pink“ getauften Anwesen, seine „Basement Tapes“ auf. Viel wichtiger als diese Aufnahmen war das, was seine Begleitmusiker an diesem Ort erschufen. Denn Rick Danko (Bass), Garth Hudson (Keys, Saxophon), Richard Manuel (Keys), Robbie Robertson (Gitarre) und Levon Helm (Drums) waren nicht irgendeine Band: Sie waren The Band.

Bevor Dylan sie rekrutierte, waren die fünf Musiker unter dem Namen The Hawks aktiv. Von 1960 bis 1964 waren sie die Band des legendären Rockabilly-Sängers Ronnie Hawkins, bis 1965 Helm die seltene Position des gleichzeitig Schlagzeug spielenden und singenden Frontmanns übernahm. Im selben Jahr begleiteten The Hawks Dylan auf seiner kontroversesten Tour, in der er seine konservativen Folk-Fans mit einem neuen, elektrischen Sound schockierte. Nach dem Ende der Basement-Tapes-Session 1967 begann das Quintett, als The Band ihre eigenen Songs zu schreiben. Das Ergebnis heißt „Music From Big Pink“ und wird am 1. Juli 2018 50 Jahre alt.

Nostalgisch und trotzdem zeitlos

Aufgenommen wurde „Music From Big Pink“ jedoch nicht im Keller des berühmten pinken Hauses, sondern in den New Yorker A&R Studios. Helm kehrte nach nach den Tagen in Dylans Basement zu seinem Brotjob auf einer Bohrinsel zurück, erst ein Plattendeal mit Capitol Records brachte ihn zurück in die Musikwelt. Die fünf Musiker reproduzierten die Atmosphäre der lockeren Keller-Sessions, indem sie die Songs live und ohne Overdubs aufnahmen.

Hauptsongwriter Robertson, der in Dylans Band noch für seinen aggressiven Stil berüchtigt war, begann sich im Songwriting-Prozess für „Music From Big Pink“ auf die Grundlagen des US-amerikanischen Pop zurückzubesinnen: Country und Blues. Der Plan ging auf. Die elf Songs glänzen auch 50 Jahre später noch mit einem Sound, der gleichermaßen die Roots-Musik ehrt und trotzdem zeitlos klingt. Das Herzstück „The Weight“ wurde dank Coverversionen von KünstlerInnen wie Aretha Franklin oder The Supremes zu einem unsterblichen Standard, während die The-Band-Version des Dylan-Stücks „I Shall Be Released“ zur ultimativen Version des Songs wurde.

„Music From Big Pink“ ist nicht das einzige wichtige Werk von The Band, schließlich sollte ihr episches Live-Album „The Last Waltz“ acht Jahre später zu einem der populärsten Live-Alben des 20. Jahrhunderts werden. Ihr Debüt ist jedoch ihr einflussreichstes: Der organische, rustikale Sound inspirierte die Könige der Pop-Musik The Beatles zu ihrer Back-to-Basics-Platte „Get Back“, während ihre größten Konkurrenten The Rolling Stones mit dem ähnlich heruntergeschraubten Album „Beggars Banquet“ konterten. Jahrzehnte später inspirierte „Music From Big Pink“ neue Generationen von Roots-basierten Indie-Folk-KünstlerInnen wie Wilco, Dr. Dog, Fleet Foxes oder The Hold Steady. Kaum vorzustellen, wie Americana heutzutage ohne dieses Album klingen würde.

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