Alex Izenberg – „Harlequin“ (Rezension)

Von Luise Vörkel, 18. November 2016

Cover des Albums Harlequin von Alex IzenbergAlex Izenberg – „Harlequin“ (Weird World)

Veröffentlichung: 18. November 2016
Web: alexizenberg.com
Label: Weird World

7,5

Mit „Harlequin“ rettet sich Alex Izenberg hinüber in eine Welt, in der alles etwas simpler und schöner an der Oberfläche war. Sein Debüt klingt nach einem Los Angeles ohne Skyline, in dem die Smogwolken regelmäßig zu Schulfrei führten, und in dessen Stadtteil Laurel Canyon talentierte Leute wie Joni Mitchell, die Byrds und The Mamas And The Papas gemeinsam abhingen, flirteten und stritten, und Softrock-Hits schrieben.

Eine Welt, in der die Linie zwischen Gut und Böse augenscheinlich noch ganz klar war, und in der die heilige Pop-Dreifaltigkeit von Strophe, Hook und Refrain noch was zählte. Alex Izenberg ist nicht der einzige Nordamerikaner, dessen Songs sich an dieser gold-getünchten Nostalgie bedienen. Auch Acts wie Whitney oder Kevin Morby und Tobias Jesso Jr. drehten dieses und letztes Jahr Einflüsse zwischen Neil Young, Paul Simon und Scott Walker zu ihrem Guten.

Im Gegensatz zu ihnen umgibt Alex Izenberg seine Person mit einer ebenso schleierhaften Hülle wie seine Musik. Unter verschiedenen Pseudonymen will er in den letzten Jahren Musik gemacht haben. Leben tut er noch daheim oder zumindest in der Nähe seiner Mutter in einer Hügellandschaft von Los Angeles und zu der Fülle an bezaubernden Streicherpartien auf „Harlequin“ sei es nur durch einen guten Freund gekommen, der Izenberg bei den Aufnahmen zur Seite stand.

Dass „Harlequin“ jetzt auf Weird World erscheint und Izenberg dafür super Promo bekommt – alles nur Glück. Nicht mal um eine Band für eventuelle Auftritte hätte er sich bisher gekümmert. Ob der Typ in dieser Hinsicht wirklich null Kalkül besitzt – wer weiß. Seine Songs klingen alles andere als chaotisch, dafür manchmal pittoresk-schunkelig („Grace“), nachdenklich ausufernd („A Bird Came Down“) oder hoffnungsvoll-euphorisch mit einem freundlichen Nicken in Richtung The Velvet Underground („To Move On“).

„Harlequin“ versammelt eine Reihe sanfter und einnehmender Arrangements zwischen Baroque Pop und Folk Rock, ausgestattet mit dem minimalistischen Charme der Indie-Gegenwart.

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