Quincy Jones (Foto: By Canadian Film Centre from Toronto, Canada, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons, dieses Bild wurde digital nachbearbeitet)
Quincy Jones ist wahrlich einer der letzten lebenden Dinosaurier des Musik-Business: Der 84-jährige Komponist und Produzent hat mit seinen über sechs Dekaden Berufserfahrung der modernen Pop-Musik beim Wachsen zugesehen. Jones war bei allem dabei, und hat mit jedem gearbeitet – von Duke Ellington über Michael Jackson bis zu Bruno Mars. Was ihn von anderen Pop-Titanen dieser Größe unterscheidet: Jones gibt nach wie vor fleißig Interviews in Novellen-Länge, in denen der Musik-Mogul ungefiltert aus dem Nähkästchen plaudert.
Erst in der vergangenen Woche erzählte er im Magazin GQ von seiner Beziehung zur deutschen Propaganda-Regisseurin Leni Riefenstahl und von Drogeneskapaden mit Ray Charles. Nun ist ein neues Interview im Magazin Vulture erschienen, in dem Quincy Jones kräftig austeilt: Laut seiner Aussage war Michael Jackson ein perfide kalkulierender Dieb. Jones postuliert außerdem, wer John F. Kennedy erschossen hat – und berichtet, vor zehn Jahren Ivanka Trump gedatet zu haben. Ach ja, und die Beatles waren die schlechtesten Musiker der Welt.
Achterbahnfahrt durch die letzten 60 Jahre Popkultur
„Paul McCartney war der mieseste Bassist, den ich jemals gehört hatte“, so Jones, der das Beatles-Mitglied im jungen Alter kennen lernte. 1970 arbeitete er als Arrangeur auf Ringo Starrs erstem Soloalbum „Sentimental Journey“: „Ringo hatte drei Stunden lang versucht, vier Takte neu einzuspielen, und das einfach nicht hinbekommen.“ Jones musste ihn aus dem Studio locken und den Part von einem Session-Drummer aufnehmen lassen – und Starr hörte keinen Unterschied.
Außerdem habe Michael Jackson wohl bei einem seiner größten Hits abgeschrieben: „Er hat eine Menge Songs gestohlen. [Donna Summers] „State Of Independence“ und „Billie Jean“. Die Notizen lügen nicht. Er war skrupellos.“
Jones‘ Anekdoten driften oft in Richtung Klatsch und Tratsch ab, wenn er zum Beispiel von Marlon Brandos bisexuellen Liebesaffären berichtet oder Cindy Lauper unterstellt, als einzige Künstlerin ein Problem mit dem Benefiz-Song „We Are The World“ gehabt zu haben. Lesenswert ist dieses Interview trotzdem – als wilde Achterbahnfahrt durch die letzten 60 Jahre Popkultur.