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Was ist Musik Drogen nehmen & rumfahrn vs. Doping & Burnout

ByteFM: Was ist Musik vom 25.08.2013

Ausgabe vom 25.08.2013: Drogen nehmen & rumfahrn vs. Doping & Burnout

Die Frankfurter Rundschau schrieb kürzlich über den neuen Siemens-Boss: "Joe Kaeser liebt das Rampenlicht: Klingelton auf seinem Handy ist der Rolling Stones Song 'I can't get no satisfaction'. Keine Befriedigung finden zu können, ist für einen Topmanager wohl eher ein positives Moment."
Diese Anekdote hat es nicht mehr geschafft in „Leistung und Erschöpfung – Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft“. Der von Greta Wagner und Sighard Neckel herausgegegebene Sammelband ist bei Suhrkamp erschienen und erinnert auch an die gute, schlechte alte Managerkrankheit (s.o.). Burn-Out ist danach nicht bloß eine neue Volkskrankheit, sie hat auch einen gewissen glamourösen Reiz: die Krankheit der (meist männlichen) Eliten, die man sich erst erarbeiten muss – nur wer für etwas brennt kriegt Burn-Out, oder mit Neil Young / Kurt Cobain: „It´s better to burn out than to fade away, cos' rust never sleeps.“ Burn-Out verfügt über ein deutlich höheres Sozialprestige als die (tendenziell 'weibliche') Depression. Außerdem werden die neuen Arbeitsverhältnisse analysiert. Wo im Fordismus der Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit feste Rollen garantierte gilt heute: „Ein identifizierbarer äußerer Feind exisitiert nicht länger.“ An die Stelle gewerkschaftlich organisierter Proleten treten atomisiert konkurrierende „Arbeitskraftunternehmer“, die gezwungen sind „unternehmerisch zu handeln und ihre Arbeitskraft fortwährend zu optimieren“. Ein Prototyp des (post-post-)modernen Arbeitskraftunternehmers ist der im Wortsinn neo-liberale Musikproduzent. Befreit von der Knute einer profitorientierten Plattenfirma nimmt er deren Aufgaben selbst in die Hand, ist nicht mehr bloß Musiker sondern auch Finanzier, Promotor, Distributor, Manager und Konzert-Agent in eigener Sache. Wenn die alte bipolare Ordnung sich auflöst verlagert sich die Bipolarität in die multitaskend arbeitskraftunternehmerischen Subjekte – Störungen und Symptome inklusive. Die Container-Diagnose „Burnout“ privatisiert und individualisiert gesellschaftliche Konflikte, die Ausgebrannten sind nicht in der Lage, sich zu organisieren, bevor sie sich „nicht als krank, sondern ausgebeutet“ begreifen, so Frieder Vogelmann im Burnout-Reader. Kein Burnout-United in Sicht, stattdessen multipolarer Schizo-Pop, „depressive Hedonie“ (Marc Fisher), die sich verzettelt in dem Wissen, dass eine konfrontative Position nicht einfach zu haben ist, ohne unterkomplex zu sein. Das Leben ist ja kein Slime-Song.

Heute ist Greta Wagner, die Mitherausgeberin des Burn-Out-Buchs zu Gast und bringt Musik zum Thema mit. Wagner arbeitet gerade an einem Buch über Neuro-Enhancement und leistungssteigernde Drogen, auch dazu gibt´s die passenden Songs.
Starring: Britta, Kanye West, Umherschweifende Produzenten, Get Well Soon, The Good Life, Phuture, Die Zukunft, Daft Punk

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Playlist

1.  Deichkind / Bück´ Dich Hoch
Bück´ Dich Hoch / Sony
2.  Neil Young & Crazy Horse / Hey Hey My My
Rust Never Sleeps / Reprise
3.  Britta / Heimi Heimato
Das Schöne Leben / Flittchen
4.  Get Well Soon / Prelude
Rest Now, Weary Head! / V2
5.  Tocotronic / Sag Alles Ab
Kapitulation / Universal
6.  Umherschweifende Produzenten / Mobiles Telefon
Mobiles Telefon / Hanse Platte
7.  The Good Life / Rest Your Head
Help Wanted Nights / Saddle Creek
8.  Stella / O.K., Tomorrow I´ll Be Perfect
O.K., Tomorrow I´Ll Be Perfect / Ladomat
9.  Daft Punk / Harder Better Faster Stronger
Harder Better Faster Stronger / Virgin
10.  Kanye West / Stronger
11.  Die Zukunft / Drogen Nehmen Und Rumfahrn
Sisters & Brothers / Trikont
12.  The Verve / The Drugs Don´t Work
Urban Hmnys / Virgin
13.  Phuture / Acid Tracks
The House Sound Of Chicago / BCM
14.  N-Type / Tolerance
Tolerance / Hyperdub