Lee „Scratch“ Perry ist tot

Von ByteFM Redaktion, 30. August 2021

Bild des jamaikanischen Musikers Lee „Scratch“ Perry, der im Alter von 85 Jahren in Jamaika gestorben ist.

ist im Alter von 85 Jahren gestorben: Lee „Scratch“ Perry (Foto: pitpony.photography, CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons)

Der jamaikanische Musiker und Produzent Lee „Scratch“ Perry ist tot. Perry zählte zu den einflussreichsten Figuren der jamaikanischen Reggae-, Dub- und Ska-Szene. Einem Bericht des Jamaica Observer zufolge starb der exzentrische Dub-Pionier am vergangenen Wochenende im Noel Holmes Hospital in Lucea, Jamaika. Er wurde 85 Jahre alt.

Rainford Hugh Perry wurde am 20. März 1936 im jamaikanischen Kendal geboren. Aus einfachen Verhältnissen stammend ging er mit dem Ziel einer Musikkarriere in den 50er-Jahren nach Kingston. In jenem Jahrzehnt begann Perry mit Clement Coxsone Dodd zusammenzuarbeiten, betätigte sich als Talent-Scout und sammelte Erfahrung als Produzent. Mit dieser gründete er dann 1968 sein eigenes Label Upsetter Records und brachte mit seiner Studioband The Upsetters ein Jahr später das Debütalbum „The Upsetter“ heraus.

Einfluss auf die Musikgeschichte

Einem größeren internationalen Publikum wurde Lee „Scratch“ Perry erst Ende der 90er-Jahre durch seine Zusammenarbeit mit den Beastie Boys bekannt. Bis dahin hatte er sich aber bereits auf andere Art in die Musikgeschichte eingeschrieben. Anfang der 70er gründete Perry das Tonstudio The Black Ark: Ein Anlaufpunkt für jamaikanische Musiker*innen, der sich schon bald zu einem Szene-Hotspot entwickelte. Hier entstanden Platten unter anderem von Reggae-Künstler*innen wie Bob Marley & The Wailers, The Heptones und Max Romeo. Perry war als Produzent gefragt, zunehmend auch international.

Das Besondere war dabei sein ganz eigener Sound, den er mit einer Reihe von seinerzeit ungewöhnlichen Gerätschaften und Methoden erzielte. Charakteristisch ist seine Verwendung von Hall, Echos und Samples. Perry gilt neben King Tubby als einer der Erfinder und prägenden Persönlichkeiten des Dub, einer Musikrichtung, in der das Tonstudio in eine Remix-Maschine verwandelt wird. Ein wichtiger musikalischer Entwicklungsschritt auf dem Weg hin zu moderneren Stilen wie HipHop und Spielarten elektronischer Musik.

Schräger Vogel

Eigenwillig und kreativ war indes auch Perrys eigene Musik: frei improvisierte Gesangseinlagen mit wilden assoziativen Sprüngen und seinem ganz eigenen Humor. Gelebte künstlerische Freiheit, die ihm zusammen mit seinem auffälligen Kleidungsstil das Prädikat „schräger Vogel“ einbrachte. Perry war eine Bühnengestalt, die die einen für durchgeknallt hielten, und die anderen für genial.

Nachdem The Black Ark unter nicht ganz geklärten Umständen abgebrannt war, ging Perry zunächst in die USA. Etwa zehn Jahre später zog es ihn in die Schweiz, wo er in einer Krishna-Zeremonie seine Frau Mireille Campbell heiratete. Gemeinsam mit ihren zwei Kindern lebten sie einige Jahre in der Kleinstadt Einsiedeln, zuletzt hielt sich Perry allerdings wieder vorwiegend in Jamaika auf.

Zeit seines Lebens war Lee „Scratch“ Perry musikalisch umtriebig wie nur wenige sonst. Er brachte fast jährlich ein neues, eigenes Album heraus. Für seine 2003er LP „Jamaican E.T.“ erhielt er einen Grammy für das beste Reggae-Album. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit unzähligen Musiker*innen zusammen, darunter Paul McCartney, George Clinton, The Clash, Beastie Boys, Brian Eno und Keith Richards.

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